Egal wo auf der Welt – Menschen haben immer die gleiche Angstreaktion, sagt der Neurowissenschaftler Henning Beck. Das helfe uns – ohne groß darüber nachdenken zu müssen – auf eine ängstigende Situation zu reagieren.

Es gibt viele unterschiedliche Arten von Angst, erklärt der Neurowissenschaftler: "Es gibt Angst, es gibt Schreck, Furchtreaktionen, es gibt Panikreaktionen – und die sind alle unterschiedlich im Gehirn verankert." Das, was klassisch als Angst bezeichnet werde, dafür sei die Amygdala, der Mandelkern, im Hirn zuständig. Dieser Mandelkern ist so groß wie eine Erbse und sorgt dafür, dass wir in einer Situation, die uns Angst macht, gar nicht groß nachdenken müssen: Wir rennen dann weg, gehen in eine Abwehrhaltung oder verfallen in eine Angststarre.

In Angstsituationen denken wir nicht nach

Wenn es drauf ankommt, müsse es sehr schnell gehen. Wenn dann zunächst Hirnregionen anspringen würden, die für das Nachdenken zuständig sind, dann wäre unsere Reaktion viel zu langsam, sagt Henning Beck. Die Amygdala hingegen sorgt dafür, dass wir gar nicht mehr nachdenken, sondern sofort handeln. "Die anderen Hirnregionen werden unterdrückt", sagt er.

"Entscheidungen, die wir unter Angst oder Panik treffen, sind immer schlecht."
Henning Beck, Neurowissenschaftler

Im Großhirn haben wir Kontrollnetzwerke, die dazu da sind, dass wir in Ruhe über Dinge nachdenken. Wenn das nicht mehr möglich ist, dann werde es problematisch. Denn Entscheidungen, die wir in einem Zustand der Angst oder Panik treffen, seien nie gute Entscheidungen, so Beck.

Shownotes
Neurowissenschaften
Was im Hirn passiert, wenn wir Angst haben
vom 26. Februar 2022
Moderator: 
Thilo Jahn
Gesprächspartner: 
Henning Beck, Neurowissenschaftler