Party: Es ist voll und laut, trotzdem könnt ihr euch auf ein Gespräch konzentrieren. Wie das geht, hat ein Forscherteam vom MIT herausgefunden.

Wer kennt das nicht? Ihr steht auf einer Party mitten im Gedränge, euer Gegenüber plaudert aus dem Nähkästchen die neuesten Indiskretionen aus und ihr schafft es, alles mitzubekommen. Oder: Euer Gegenüber labbert euch voll, mega uninteressant, euch gelingt es aber, ihn auszublenden und stattdessen das Gespräch der zwei Leute neben euch zu belauschen.

Dass wir oder vielmehr unser Gehirn in der Lage ist, so genau Sinneseindrücke zu filtern, ist bemerkenswert. Wissenschaftler vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) wollten wissen, wie unser Gehirn das schafft. Im Fachblatt Neuroscience News habe sie geschrieben, was sie herausgefunden haben.

Entscheidung über Wichtigkeit im Thalamus

Alle Informationen und Sinneseindrücke, die wir aufnehmen, werden im Gehirn an zentraler Stelle – dem Thalamus - nach wichtig und unwichtig vorsortiert, erklärt der Neurowissenschaftler Henning Beck. Thalamus ist griechisch und bedeutet "Vorzimmer". Dort wird entschieden, welche Sinneseindrücke, die wir als wichtig erachten, passieren dürfen. Alle anderen werden als unwichtig "abgewiesen".

"Unser Gehirn kann entscheiden, welche Sinnesreize sind wichtig, dürfen passieren und werden bewusst und welche werden dort aussortiert, bevor sie überhaupt bewusst wahrgenommen werden."
Henning Beck, Neurowissenschaftler

Die wichtigen Informationen werden im Gehirn "großflächig" verarbeitet. Das bedeute, dass diese Eindrücke bewusst wahrgenommen werden, sagt Henning Beck. Selbst, wenn mehrere Gespräche um uns herum in derselben Lautstärke gesprochen werden, nehmen wir ein bestimmtes deutlicher oder lauter wahr. Das bedeutet, dass wir im Gehirn ein bestimmtes Gespräch hervorheben können.

Geruch kann nicht gefiltert werden

Dafür haben wir eine "besonders trickreiche Verschaltung" im Gehirn, die uns diese Abwägung ermöglicht. Diese Filterung funktioniert am besten beim Sehen und Hören. Und da, wo wir es uns manchmal wünschen würden, dass wir bestimmte Gerüche ausschalten könnten, funktioniert der Filter gar nicht: Der Geruchssinn wird vom Thalamus nicht vorgefiltert, sondern in anderen Hirnarealen verarbeitet, die auch für Emotionen zuständig sind. Das ist auch der Grund dafür, warum es keinen neutralen Geruch gibt. Jeder Geruch wird von uns aktiv wahrgenommen, sagt Henning Beck.

Defekte Filterfunktion verantwortlich für Krankheiten

Wenn der Filter nicht mehr richtig funktioniert, führt das beim Menschen zu bestimmten Krankheiten. Manche Menschen nehmen alle Sinneseindrücke gleich wahr und können nicht mehr filtern. Diese hypersensitiven Menschen sind häufig sehr gestresst von ihrer lauten Umwelt. Auch bei autistischen Menschen funktioniert die selektive Wahrnehmung nicht.

Shownotes
Gespräche in lauter Umgebung
Wie der Cocktailparty-Effekt funktioniert
vom 22. Juni 2019
Moderatorin: 
Endlich Samstag
Gesprächspartner: 
Henning Beck, Neurowissenschaftler