Wenn es regnet, liegt ein erdiger Geruch in der Luft. Viele von uns mögen diesen Duft, wissen aber nicht, wie er entsteht. Denn Regen an sich riecht ja nicht.
Viel wurde schon darüber gerätselt und im Netz findet man auch Theorien darüber, wieso bei Niederschlag ein Regenduft in der Luft liegt.
Unsere Reporterin Grit Eggerichs hat recherchiert und kennt nun die richtige Antwort: In dem Moment, wenn ein Regentropfen auf Boden fällt, wird sehr viel Energie freigesetzt. Die einzelnen Tropfen, selbst die kleinen, prallen heftig auf.
"Es entstehen mikroskopische Luftblasen in den Regentropfen, die zerplatzen, und dann Aerosole, also eine ganz feine Gischt absondern. Und darin befinden sich im Boden gelöste Stoffe und auch Bakterien, die dann in die Atmosphäre kommen."
Die zerplatzenden Regentropfen wirken wie eine Art Zerstäuber, die im Boden gelöste Stoffe und Bakterien durch die Luft schleudern. Der Regen riecht selbst nicht und der Boden auch nur minimal - erst durch das Aufeinandertreffen von beiden entsteht der typische Geruch.
Die Duftnote, die so aufkommt, hat auch einen Namen: Petrichor. Petros bedeutet auf Griechisch Stein, Ichor ist in der griechischen Mythologie der Name für die Flüssigkeit, die durch die Adern der Götter floss.
Bakterien fallen in eine Art Trockenschlaf
Im Boden leben Mikroorganismen, die sehr flexibel sind. Denn der Boden ist manchmal trocken, manchmal feucht, mal gibt es Sauerstoff und mal nicht. Und wenn es mal trocken ist, so wie in den vergangenen Sommerwochen in diesem Jahr, dann lässt die Aktivität von Kleinstlebewesen und Bakterien nach. Sie fallen in eine Art Trockenschlaf, sagt der Mikrobiologe Hauke Harms. Wenn es dann mal wieder regnet, dann wachen die Bakterien wieder auf und fangen an, Stoffe zu produzieren, die sie zum Leben brauchen.
"Wenn es lange nicht geregnet hat und dann kommt so ein Regenschauer herunter, dann ist das für mich ein leicht staubiger Geruch. So wie Staub, der nass wird."
Diese Mikroorganismen produzieren bei Regen unterschiedliche Antibiotika - Geosmin. Das Entstehen von Geosmin ist die Ursache für den erdigen Geruch bei Regenfall. Wie viele andere Lebewesen haben auch wir Menschen einen guten Riecher für diesen Geosmin-Geruch. Wir können Geosmin beispielsweise aus Millionen anderer Stoffe herausriechen. Schon bei einer minimalen Konzentration von Geosmin können wir diesen typischen Regenduft wahrnehmen. Geosmin kommt nicht nur im Boden vor, sondern auch in Roter Bete und in Schimmelpilzen.
Infos über Feuchtigkeit relevant für uns
Es ist wohl so, dass Feuchtigkeit eben beides bedeuten kann: Grundlage für das Leben und für Schimmel oder Fäulnis. Beides zu erkennen, also zu riechen, ist für Lebewesen wichtig. Und darum ist unsere Nase wohl dafür sensibilisiert.
Inzwischen gibt es den Regenduft sogar in der Parfümflasche zu kaufen – aufwendig produziert und sehr teuer.
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