Die Herausforderung bei Erneuerbaren Energien sind die Schwankungen, die naturbedingt bei Wind und Sonne auftreten. Die Stromautobahn Nordlink zwischen Deutschland und Norwegen soll die Versorgung mit Ökostrom zuverlässiger machen und Engpässe ausgleichen.
Sie ist so breit wie ein Oberschenkel und kann so viel Energie transportieren, wie ein Atomkraftwerk generiert: die Stromautobahn Nordlink. Am 27. Mai wurde sie offiziell eingeweiht. Strom aus Erneuerbaren Energien schickt sie schon seit Ende März von Deutschland nach Norwegen und umgekehrt.
Win-win-Situation
Die Idee hinter Nordlink: Produzieren wir in Deutschland über Solar- und Windenergie zu wenig Strom, und der Preis ist hoch, bekommen wir den Strom aus norwegischen Wasser-Speicherkraftwerken. Im Gegenzug erhält Norwegen in Trockenzeiten Strom von Wind- und Solaranlagen, die in Deutschland stehen.
"Wir haben davon, dass wir zuverlässiger mit Strom versorgt werden."
Die Stromautobahn ist damit eine Ausgleichsmaßnahmen, mit der in Zukunft Strom aus Erneuerbaren Energie zuverlässig durch Stromleitungen in Deutschland und ganz Europa fließen soll, erklärt Werner Eckert aus der SWR-Umweltredaktion. Sie soll die Energiewende unterstützen.
Stromautobahnen für die Energiewende
Ähnliche Stromautobahnen gibt es schon zwischen Österreich und Deutschland. Viele Weitere sind gerade in der Planung: zum Beispiel von Norwegen nach Großbritannien, oder zwischen Norwegen und den Niederlanden. Und auch Deutschland hat sich verpflichtet, in Zukunft mehr Stromautobahnen innerhalb des Landes zu verlegen.
"Auch Österreich hat viele Wasser-Speicherkraftwerke und es funktioniert gut. Es musste sogar begrenzt werden, weil es zu gut funktioniert hat."
Dann soll Strom aus Windenergie vom Norden Deutschlands über drei Nord-Süd-Stromtrassen in den Westen, den Osten und die Mitte des Landes verteilt werden. Letztere, die Südlink-Stromtrasse, soll auch einmal mit Nordlink verknüpft werden. Aktuell liegt der Start- und Endpunkt des 623 Kilometer langen See-Stromkabels von Nordlink auf der deutschen Seite in Schleswig-Holstein.
Ökostrom für 3,6 Millionen Haushalte
Alleine die Stromtrasse von Nordlink hat eine Kapazität von 1400 Megawatt, mit der etwa 3,6 Millionen Haushalte mit Ökostrom versorgt werden. Möglich ist das über Gleichstromübertragungskabel, wovon 516 Kilometer als Seekabel durchs Wattenmeer und am Grund der Nordsee verlaufen. Durch die neue Technik soll weniger Energie beim Transport verloren gehen wie bei Hochübertragungsnetzen, die sonst für den Stromtransport benutzt werden.
Für den Bau der Nord-Süd-Stromtrassen müssen laut der Bundesnetzagentur insgesamt 7700 Kilometer an Leitungen verlegt werden. 1600 Kilometer davon liegen bereits. Werner Eckert schätzt, dass das Mammutprojekt zwischen 2026 und 2028 abgeschlossen sein wird. Zuletzt hat sich die Planung aufgrund von Protesten von Bürgern und Umweltorganisationen nach hinten verschoben.