Eine Hochzeit, zwei Bürokratien und die IZA: Mar und Tristan haben standesamtlich geheiratet – spanisch und deutsch. Das reicht ihnen erst mal. Simon wollte seine Lieferung vom Zoll holen. Ein Formular musste er ausfüllen und das hatte es in sich.

Mar und Tristan wollten eigentlich ganz normal heiraten. Verlobt hatten beide sich im März 2022. Da Mar aber aus Spanien und Tristan aus Deutschland kommt, wurde die Hochzeit zu einer bürokratischen Angelegenheit. Dass es mit ihrer Heirat tatsächlich klappt, wussten beide aber erst neun Tage vor dem geplanten Termin Anfang Oktober. Für gewöhnlich planen andere Paare ihre Feierlichkeiten Monate, manchmal Jahre im Voraus. Mar und Tristan blieb dafür kaum Zeit.

Eheschließung kompliziert und nicht ganz billig

Die beiden hatten sich Termine drei Monate im Voraus für das Standesamt in Bremen als auch in Barcelona geben lassen. Dabei galt es eine gewisse Reihenfolge einzuhalten, sagt Tristan: Zuerst mussten sie zum Bremer Standesamt gehen, dann mit den Dokumenten nach Barcelona und erst danach konnten die ganzen Dokumente eingereicht werden. Ein Dokument habe ihnen dabei besonders Probleme gemacht: das Ehefähigkeit-Zertifikat.

"Es ist schon ein bisschen witzig, denn Deutschland prüft bei diesem Zertifikat nicht nur, dass Tristan fähig ist, sondern, dass ich das auch bin, was auch wiederum Spanien noch mal checkt."
Mar über das Ehefähigkeit-Zertifikat

Mit dem Zertifikat soll sichergestellt werden, dass beide in der Lage sind, eine Ehe zu führen und zum Beispiel nicht schon verheiratet sind. Das Formular musste von Tristan in Deutschland beantragt werden. Dafür habe es aber auch eine ganze Reihe Dokumente aus Spanien gebraucht, wo das Formular ebenfalls vorgelegt werden musste. Viele der Dokumente, wie zum Beispiel die Geburtsurkunde, mussten zudem von einem beglaubigten Übersetzer übersetzt werden. Die Bürokratie sei damit nicht nur komplizierter als gedacht gewesen, sondern auch nicht ganz billig, sagt Tristan.

Insgesamt sei die Kommunikation zwischen den deutschen und spanischen Standesämtern problematisch gewesen. Dokumente wurden nicht rechtzeitig verschickt, die Erreichbarkeit des spanischen Standesamts per Telefon oder E-Mail war auch schwierig – auch wenn es mit der Digitalisierung hier ein bisschen besser klappen würde als in Deutschland, sagt Tristan. Geheiratet haben die beiden schließlich in Barcelona. Fürs nächste Mal scherzt Tristan: "Auf jeden Fall nicht noch mal einen anderen ausländischen Partner heiraten."

Internet-Zoll-Anmeldung: Simon und der Endgegner

Von komplizierten Behördenvorgängen kann auch Simon berichten. Er hatte sich ein Leder-Mäppchen für Dartpfeile aus Japan im Internet bestellt. Als er seine Lieferung vom Zoll abholen wollte, fingen die Probleme an. Der Zoll verlangte eine Reihe Dokumente – zum Beispiel einen Rechnungsnachweis, ein Nachweis über die Geldtransaktion und den Endgegner, so wie Simon es nennt: die Internet-Zoll-Anmeldung.

"Die Internet-Zoll-Anmeldung ist der Endboss sozusagen."
Simon über seinen Formularkrieg

Die Internet-Zoll-Anmeldung sei ein vierseitiges Formular, das online ausgefüllt werden könne. Dabei würden Angaben verlangt, die man als Käufer kaum wissen könne, sagt Simon - beispielsweise das Gewicht des Pakets, das Transportmittel beim Versand, etwaige Kennzeichen und eine elfstellige Warennummer. Doch nicht nur das: Eine Frage habe unzählige, teils undeutliche Antwortmöglichkeiten gehabt. Simon erzählt, er habe auch nur wenige Tage Zeit gehabt, seine Sendung abzuholen, nach einer kurzen Frist würde die nämlich an den Versender wieder zurückgeschickt.

Simon Östreicher
© Rudi Hidlmajer
Simon in seinem Dartshop

Simon betreibt einen Dartshop. Er müsse auch Geld verdienen, für Zollvorgänge und unausführbare Formulare wie diese, habe er kaum Zeit. Simon habe schließlich Druck beim Zoll gemacht und damit gedroht, die Sache öffentlich zu machen. Eine Zollbeamtin habe ihm dann schließlich beim Ausfüllen des Dokuments geholfen. Am Ende hielt Simon nach monatelangem Warten und einer großen Geduldsprüfung sein Mäppchen schließlich in der Hand.

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Shownotes
Normaler Wahnsinn
Eure Bürokratie-Storys
vom 21. Oktober 2022
Moderator: 
Dominik Schottner
Gesprächspartner: 
Mar und Tristan über die deutsch-spanische Bürokratie
Gesprächspartner: 
Simon und seine Probleme beim Zoll
  • Mar und Tristan erzählen vom langen Weg ihrer Ehe durch die deutsch-spanische Bürokratie
  • Simon, wollte nur seine Bestellung beim Zoll abholen