Die Norweger haben ein neues Parlament gewählt - ohne viele Überraschungen. Laut vorläufigem Ergebnis bleibt die konservative Regierung an der Macht. Dennoch denkt das Land darüber nach, wie es nach dem Öl weitergehen kann.

Am Montag (11.09.) konnten rund fünf Millionen Norweger über ein neues Parlament abstimmen. Siegerin ist - nach vorläufigem Ergebnis - die konservative Regierung von Ministerpräsidentin Erna Stolberg. Sie wird wohl weiterregieren können, auch wenn sie Stimmen verloren hat.

Externer Inhalt

Hier geht es zu einem externen Inhalt eines Anbieters wie Twitter, Facebook, Instagram o.ä. Wenn Ihr diesen Inhalt ladet, werden personenbezogene Daten an diese Plattform und eventuell weitere Dritte übertragen. Mehr Informationen findet Ihr in unseren  Datenschutzbestimmungen.

Der Wahlkampf drehte sich zunächst um die Wirtschaft. Norwegen ist ein riesiger Gas- und Ölproduzent. Doch nachdem die Ölpreise im Keller waren, strauchelte die Wirtschaft. Die Arbeitslosenzahlen stiegen.

Eigentlich sah es gut aus für die Sozialdemokraten

Deshalb sah es Anfang 2017 noch so aus, als ob die Konservativen abgewählt würden und die Sozialdemokraten gewinnen, sagt Schmiester. Die Sozialdemokraten forderten, die Steuern zu erhöhen und Vermögen umzuverteilen. Dann erholte sich die Wirtschaft, die Arbeitslosigkeit ging zurück.

"In Norwegen ist das speziell: Es gibt viele Parteien, auch viele kleine. Denn die Norweger haben viele unterschiedliche Meinungen."
Carsten Schmiester, ARD-Korrespondent für Skandinavien

In Norwegen gibt es viele, auch kleine Parteien. Sie sind wichtig für die Koalitionsbildung. Es gibt fast immer Minderheitsregierungen.

Erna Stolberg, die alte und vermutlich neue Ministerpräsidentin, will im Bündnis mit der rechtspopulistischen Fortschrittspartei weiterregieren. "Die Partei hat es geschafft, das Thema Einwanderungspolitik so ziemlich nach ihrer Fasson zu gestalten", sagt Schmiester. Norwegen habe eine sehr restriktive Einwanderungspolitik.

Norwegen hat eine riesige Öl- und Gasproduktion

Aber auch nachdem sich die Wirtschaft erholt hat, wird die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zum Thema. Aber nur langsam. Denn: "Die Norweger waren nicht doof", sagt Schmiester. Das Land hat einen Staatsfonds gegründet, der allen Norwegern gehört.

In den Fonds fließen die Gewinne aus der Öl- und Gasproduktion. Er zählt zurzeit rund eine Milliarde Euro - pro Norweger ergibt das fast 200.000 Euro. "Die Norweger haben erst einmal wahnsinnig viel Geld und sind reich. Das macht sie ein bisschen träge", sagt Schmiester. Aber es gibt eben auch Überlegungen, mit dem Geld die Wirtschaft umzugestalten - mehr Hightech, mehr IT, mehr Bildung.

Shownotes
Viele Parteien - viele Meinungen
Norwegen wählt: wie gehabt
vom 12. September 2017
Moderator: 
Till Haase
Gesprächspartner: 
Carsten Schmiester, ARD-Korrespondent Norwegen