Gastro-Flops und Reise-Tops: Rankings gehören zu Julianes Job. Im Alltag findet sie Listen allerdings nur eingeschränkt toll. Ambivalenz diesem Tool gegenüber ist fein. Nur zu viel Druck sollten wir uns damit nicht machen, sagt Psychotherapeut Anatol Bräunig.
In ihrem Tetrisleben als Freiberuflerin geht es auch privat nicht ohne Listen, findet Juliane. Sie arbeitet als selbstständige Journalistin für verschiedene Auftraggeber und muss ständig mit neuen Deadlines und spontanen Aufträgen beziehungsweise Wünschen von Auftraggeber*innen umgehen. Beruflich listet sie zum Beispiel Leute auf, die dann die beste Bar Deutschlands wählen.
"Dafür sind Listen gut, dass man ein Konstrukt hat und weiß, auf was man sich so am Tag einstellt."
Auf ihren Alltagslisten mischt sich dann Berufliches und Privates:
- das zeitaufwendige Antworten auf Mails
- die Pflege von Pflanzen
- Kochaufgaben
- Löcher in der Wand mit Spachtelmasse füllen
Wie auch die Arbeit an ihrem Roman wird wohl auch diese Aufgabe morgen noch aufgelistet und unerledigt sein, ist Juliane überzeugt.
Eine Liste für Reiseziele
Neben diesen Aufgabenlisten, gibt es auch noch angenehmere Auflistungen in Julianes Leben. Ein Beispiel? Sie notiert sich, welche Reiseziele sie noch unbedingt ansteuern möchte.
Persönliche Listen, die mit bestimmten Zielen verbunden sind, können problematisch werden, sagt der Psychotherapeut Anatol Bräunig. Das gelte zum Beispiel auch für Aufzählungen von schönen und guten Dingen im Rückblick auf das vergangene Jahr.
Wer sich beispielsweise vornimmt, die fünf, zehn oder 15 schönsten Momente des Jahres zu nennen, bleibe möglicherweise am Ende mit weniger Punkten und einem schlechten Gefühl zurück.
"Ich finde es sinnvoll, sich nicht zu sehr an einer bestimmten Anzahl festzuhalten oder zu orientieren."
Grundsätzlich aber sind Listen eine vereinfachende Struktur, die ein Kontrollgefühl vermitteln und Übersichtlichkeit schaffen kann. Dann jedenfalls, wenn sie nicht auf hochemotionale belastete Lebensbereiche angewendet werden, weiß Anatol Bräunig.
"Rankings können dazu beitragen, dass wir das Gefühl haben, die Dinge erst einmal unter Kontrolle zu haben."
Mit ihrem Ex-Freund hat Juliane außerdem eine Art Kulturtermin-Ausgehtabelle geführt. Darauf stehen Filme, Ausstellungen und Konzerte, die potentiell noch auf dem Plan standen. Eigentliche eine ganz harmlose Aufstellung. Nur schöne Sachen.
Aufzählung vergangener Pläne
Im Rückblick ein Nachteil: Die Tabelle dokumentiert nun also auch, was alles nicht geklappt hat. Ein klarer Nachteil von Listen, findet Juliane.
"Man sieht eben auch, was man alles nicht geschafft hat. Das ist ein bisschen das Negative an Listen."
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- Juliane Eva Reichert, schreibt privat viele Listen und ist Expertin für Restaurant-Rankings
- Anatol Bräunig, psychologischer Psychotherapeut, arbeitet selbst gelegentlich mit Listen