Mitarbeiter in Notrufzentralen müssen schnell sein - sie müssen herausfinden, was dem Anrufer fehlt. Dann können sie schon am Telefon Tipps für die Erstversorgung geben. Eine Künstliche Intelligenz (KI) hilft ihnen jetzt dabei.

In Kopenhagen geht noch immer ein Mensch ans Telefon, wenn es in der Notrufzentrale klingelt. Aber die Künstliche Intelligenz mit dem Namen "Corti" hört mit: Sie wird im Hintergrund eingesetzt und kann die Mitarbeiter dabei unterstützen, bei einem Notruf richtig zu erkennen, um welche Krankheit oder Verletzung es geht.

Corti analysiert besser

In einer kleinen Studie wollten die Verantwortlichen herausfinden, wie zuverlässig Mensch und Maschine die Verletzung oder die Krankheit über das Telefon herausfinden können. Das Ergebnis: Die Maschine ist dem Menschen überlegen: Die gut ausgebildeten Mitarbeiter der dänischen Notrufzentrale können einen Herzinfarkt am Telefon in 73 Prozent der Fälle erkennen. In einer kleinen Vorstudie kam die KI auf 95 Prozent Trefferquote.

"Für alle, die Angst haben, dass ihnen die künstliche Intelligenz den Job wegnimmt: Vielleicht ersetzt sie eben nicht den Menschen, sondern unterstützt ihn."
Martina Schulte, Deutschlandfunk Nova

Ein Beispiel: Während eines Tests rief eine Frau in der Kopenhagener Notrufzentrale an. Sie meldete, dass ihr Mann vom Dach gefallen war. Der menschliche Mitarbeiter in der Notrufzentrale hörte der Frau zu, diagnostizierte einen gebrochenen Rücken und gab ihr entsprechende Anweisungen für Erste-Hilfe-Maßnahmen. Aber Corti, die mitgehört hatte, bemerkte, dass das Herz des Mannes nicht mehr schlug - sie hatte im Hintergrund das schwere Atmen des Mannes gehört. Die Software gab deshalb Hinweise auf einen Herzinfarkt.

"Die KI befand sich damals noch in der Testphase, deswegen schickte Corti dem menschlichen Mitarbeiter keine Nachricht, das heißt, es wurden keine Wiederbelebungsmaßnahmen durchgeführt. Als der Krankenwagen eintraf, war es leider zu spät."
Martina Schulte, Deutschlandfunk Nova

Drohne lossenden

Corti achtet in der Analyse nicht nur auf das, was gesprochen wird, sondern auch auf Hintergrundgeräusche. Langfristig könnte Corti helfen, dass der Rettungswagen schneller zum Unfallort gelangt - oder vielleicht sogar eine Drohne losschicken, die einen kleinen Defibrillator transportiert.

Shownotes
Hilfe bei der Ersten Hilfe
Mit KI Leben retten
vom 17. Januar 2018
Moderator: 
Till Haase
Gesprächspartnerin: 
Martina Schulte, Deutschlandfunk Nova