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Es ist die Organisation, die bei den Deutschen unter der NS-Herrschaft am meisten Angst und Schrecken hervorrief: die Geheime Staatspolizei. Gegründet wurde sie am 26. April 1933. Bis zum Ende des Nationalsozialismus verbreitete sie ein Klima der Angst und der Bereitschaft zur Denunziation.

Kurz nach ihrer Gründung steht mit Heinrich Himmler ein empathieloser Technokrat an der Spitze der Gestapo, der die Anweisungen Hitlers widerspruchslos umsetzt. Er ruft zur Jagd auf all jene Menschen auf, die in der Nazi-Ideologie zur Vernichtung auserkoren waren: Juden, Kommunisten, Homosexuelle, Sinti und Roma oder sogenannte Asoziale. Millionen Menschen überwachten sich gegenseitig, Kinder zeigten ihre Eltern an.

Denunziationen, Gewalt, Lügen

In den Anzeigen heißt es etwa: "N. hat den Hitlergruß verweigert. Es trifft zu, dass S. in einer Wirtschaft mit einer Dirne an einem Tisch gesessen hat. Doch ist mit Sicherheit anzunehmen, dass er aufgrund der scharfen Maßnahmen des heutigen Staates gegen die Homosexualität diesen ablehnend gegenübersteht. Dass diese Dirne auch kommunistischen Ideen nachgeht, dürfte nach Lage der Dinge nicht verwunderlich sein."

Die derart Denunzierten müssen mit dem Schlimmsten rechnen, bei Verhaftungen werden sie von Gestapo-Beamten krankenhausreif geschlagen, die Verhöre sind brutal und die anschließend gefertigten Protokolle voller Lügen. Die Denunziationen führen nicht selten zu langjährigen Haftstrafen.

"Der rechtliche Ausnahmezustand wurde zur Normalität. Tausende verschwinden hinter den Mauern von Gefängnissen und Konzentrationslagern."
Matthias von Hellfeld, Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte

Am 28. Februar 1933, nur wenige Stunden nach dem Reichstagsbrand, erließ Reichspräsident Paul von Hindenburg die Verordnung zum "Schutz von Volk und Staat" und setzte damit die wesentlichen Grundrechte der Weimarer Republik außer Kraft.

Der preußische Innenminister Hermann Göring skizzierte am 3. März 1933 die neue Lage so: "Die Gegner des Staates sollen erkennen, dass mit unerbitterlicher Strenge ihrem verderblichen Tun entgegengetreten wird." Den Auftrag zur Durchsetzung lag von diesem Moment an in den Händen der Gestapo.

Ihr hört außerdem in Eine Stunde History:

  • Der Historiker Gerhard Paul beschreibt die Gestapo als wesentlichen Teil des NS-Terrorapparates
  • Katrin Himmler erinnert an ihren Großonkel, den "Reichsführer SS und Chef der deutschen Polizei" Heinrich Himmler
  • Die Historikerin Andrea Riedle ist Direktorin der Stiftung "Topographie des Terrors" in der damaligen Prinz-Albrecht-Straße dem Sitz der Gestapo in Berlin
  • Deutschlandfunk Nova - Geschichtsexperte Dr. Matthias von Hellfeld beschreibt die Entwicklung der politischen Staatspolizei in Deutschland seit dem Kaiserreich
  • Deutschlandfunk Nova-Reporterin Esther Körfgen beschreibt die Anfänge der Gestapo im Jahr 1933

Artikelbild: Unser Foto zeigt, wie Hermann Göring 1937 in München dem damaligen Reichsführer der SS Heinrich Himmler (rechts) die Geheime Staatspolizei übergibt.

Shownotes
NS-Terror
Die Gründung der Gestapo
vom 21. April 2023
Moderator: 
Markus Dichmann
Gesprächspartner: 
Matthias von Hellfeld, Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte
  • Matthias von Hellfeld über die Entwicklung der politischen Staatspolizei in Deutschland seit dem Kaiserreich
  • Esther Körfgen beschreibt die Gründung und die Struktur der Gestapo
  • Historiker Gerhard Paul erklärt, warum die Gestapo ein wesentlicher Teil des NS-Terrorapparates war
  • Katrin Himmler erinnert an ihren Großonkel, den "Reichsführer SS und Chef der deutschen Polizei" Heinrich Himmler
  • Direktorin der Stiftung "Topographie des Terrors" Andrea Riedle über den damaligen Sitz der Gestapo in der Prinz-Albrecht-Straße in Berlin