Theoretisch soll es ihn nicht geben. Die Messungen sind aber recht eindeutig. Zwischen zwei Sternen kreist ein neuer, bislang unbekannter Planet. Und auch zur Entstehung gibt es eine These.

Ein Planet zwischen zwei Sternen? Für uns ist das neu. Die Existenz eines solchen Exemplars haben Forschende im Sternsystem ν Octantis – latinisiert Nu Octantis – durch Messungen der Radialgeschwindigkeit nachgewiesen.

Die Theorie sprach bislang schon sehr gegen die These, dass sich ausgerechnet dort ein Planet verstecken könnte. "Das ist, als würde man ein Kartenhaus aufbauen, mitten auf einem Fußballplatz: Das geht nicht lange gut", sagt der Astrophysiker und Wissenschaftsjournalist Michael Büker.

"Viele Forschende haben bisher gesagt: 'Das muss ein Irrtum sein, denn auf so einem irren Kurs könnte der Planet nicht lange existieren'."
Michael Büker, Astrophysiker und Wissenschaftsjournalist

Zuvor war mit Messungen des Sternlichts von ν Octantis festgestellt worden, dass sich dort zwei Sterne sehr eng umkreisen. Der kleinere Stern zieht seine Runden um den größeren, und zwar noch enger, als bei uns der Planet Jupiter um die Sonne kreist.

Der hellere der beiden Sterne ist sogar von der Erde aus mit bloßem Auge zu sehen, sagt Michael Büker – aber nur von der Südhalbkugel aus. ν Octantis ist der hellste Stern im Sternbild Oktant in der Nähe des Himmels-Südpols. Der Stern liegt etwa 70 Lichtjahre von der Erde entfernt.

Verräterische Lichtwackler

Wenn man das Licht eines Sterns exakt vermisst, lassen sich gelegentlich leichte Farbverschiebungen feststellen, die in regelmäßigen Zyklen wiederkehren. Die Ursache dieser Farbverschiebungen kann in einem leichten Wackeln des Sterns liegen, wodurch die Wellenlängen des Lichts gestaucht oder in die Länge gezogen werden. "Einer der möglichen Gründe für so ein Wackeln ist, dass der Stern von einem Planeten umkreist wird", erklärt Michael Büker.

Für die aktuelle Forschungsarbeit haben Astronomen so ein Wackeln bei ν Octantis gemessen und anhand von Computersimulationen bestätigt, dass dieses Wackeln wahrscheinlich von einem Planeten kommt, der rückwärts zwischen den beiden Sternen entlangflitzt. "Das ist erstaunlich, aber eine sehr plausible Interpretation für die Messdaten", sagt Michael Büker.

"Man kann leider kein Foto machen, dafür ist der Planet zu weit weg – aber die Hinweise sind stark, dass dieser Planet wirklich existiert."
Michael Büker, Astrophysiker und Wissenschaftsjournalist

Eine These zur Entstehung des Planeten haben die Forschenden auch entwickelt. Sie haben zeigen können, dass der kleinere der beiden ein Weißer Zwerg ist. "Das ist ein alter Stern, der bereits das Ende seines Lebens erreicht hat", erklärt Michael Büker.

Entstanden aus Staub?

Stirbt ein Stern und hinterlässt er einen Weißen Zwerg, stößt er seine äußere Hülle ab, und bläst eine riesige Wolke von Gas und Staub in die Umgebung. "Aus dieser Wolke – das ist die erstaunliche Vermutung – könnte der rückwärts kreisende Planet in ν Octantis entstanden sein", sagt Michael Büker.

"Die Astronomie kennt durchaus Planeten, die einen von zwei Doppelsternen umkreisen – aber kaum jemals so eng, und schon gar nicht rückwärts."
Michael Büker, Astrophysiker und Wissenschaftsjournalist
Shownotes
Weltraum
Nu Octantis: Ein neuer Planet und Rückwärtsflitzer
vom 25. Mai 2025
Moderation: 
Rahel Kleine
Gesprächspartner: 
Michael Büker, Astrophysiker und Wissenschaftsjournalist