Ein Produkt nach und nach abzubezahlen – ohne Zinsen – kann kann sich in manchen Fällen lohnen. Doch es gibt auch diverse Risiken, die am Ende den Kauf ziemlich teuer machen können.

Viele stationäre Läden und Online-Shops bieten das Kaufmodell der zinslosen Finanzierung an. Als Beispiel: Wer einen Fernseher für 480 Euro kauft, muss ihn nicht direkt bezahlen, sondern kann zwei Jahre lang jeden Monat 20 Euro zurückzahlen – ohne Zinsen.

Das kann ein gutes Geschäft sein, vor allem in Zeiten hoher Inflation. Denn liegt das Geld ungenutzt auf dem Konto herum, verliert es mit der Zeit an Wert.
Auch wenn etwas unbedingt benötigt wird, zum Beispiel eine neue Waschmaschine, doch das Ersparte dafür nicht reicht, könnte die Ratenzahlung eine Option sein.

"Wir neigen dazu, ich schließe mich da ein, Dinge auszusortieren, weil es jetzt was besseres gibt. Man kann sich ja auch fragen: Brauche ich das neue jetzt wirklich dringend? Oder kann ich vielleicht noch ein Jahr warten und so lange Geld zur Seite legen?"
Nicolas Lieven, Deutschlandfunk-Nova-Wirtschaftsjournalist

Wer sich für eine solche Finanzierung interessiert, sollte aber ein paar Hintergründe kennen:

  • Kreditvertrag

    Die Finanzierung wird in der Regel nicht direkt mit einem Händler oder Shop abgeschlossen, sondern mit einer Bank. Der Händler erhält für das Produkt so das Geld direkt von der Bank – an die wiederum werden die Raten zurückgezahlt.

    Deswegen muss bei einer solchen Finanzierung in der Regel ein Kreditvertrag abgeschlossen werden. Und dafür wollen die Banken einiges wissen und verlangen zum Beispiel Gehaltsnachweise, Steuerbescheide, Bescheinigungen über Beschäftigungsverhältnisse.

  • Bearbeitungsgebühren

    Manche angeblich kostenlose Finanzierungen sind mit Bearbeitungsgebühren versehen, die im schlimmsten Fall eher versteckt kommuniziert werden. Also: Am besten immer den Kreditvertrag durchlesen, um solche versteckten Kosten zu entdecken.

  • Waren teurer oder veraltet

    Deutschlandfunk-Nova-Wirtschaftsjournalist Nicolas Lieven sagt: Niemand verschenkt etwas. Eine Null-Prozent-Finanzierung eines Produktes mit einem super Preis-Leistungs-Verhältnis kann es kaum geben. So seien Waren mit einem solchen Finanzierungsangebot oft entweder teurer als woanders oder Auslaufmodelle, die die Händler loswerden wollen.

  • Datensammelei

    Die Finanzierung und der Kreditvertrag kann noch so seriös sein: Wer etwas finanziert, muss viele persönliche Daten angeben.

  • Dispo-Kredit

    Eine Null-Prozent-Finanzierung kann tatsächlich günstig sein. Aber: Wer sich womöglich überschätzt, und das monatliche Einkommen reicht nicht, um die eine oder sogar mehrere Raten zu begleichen, landet am Ende des Monats womöglich im Dispo-Kredit des Girokontos. Die Zinsen dafür betragen je nach Bank zwischen 4 und 14 Prozent. Wer diese Zinsen bezahlt, macht aus dem eigentlichen kostenlosen Ratenkauf einen ziemlich teuren.

    Ebenfalls teuer wird es, wenn ein Produkt direkt ohne Ratenzahlung mithilfe des Dispo-Kredits gekauft wird. Dann doch besser eine Null-Prozent-Finanzierung/Raten-Zahlung wählen, aber nur, wenn gewährleistet ist, dass für die Zahlung der monatlichen Raten der Dispo-Kredit nicht benötigt wird.

  • Verschuldungsgefahr

    Ratenkäufe können dazu führen, leichtfertig Dinge zu kaufen, die man sich eigentlich nicht leisten kann. Vor allem bei mehreren Ratenkäufen können manche Menschen den Überblick über ihre Finanzen verlieren. Deutschlandfunk-Nova-Wirtschaftsjournalist Nicolas Lieven sagt: Eine Null-Prozent-Finanzierung hört sich günstig an, kann aber der Weg in die Überschuldung sein.
Shownotes
Null-Prozent-Finanzierung
Ratenkauf ist oft ein schlechtes Geschäft
vom 17. Dezember 2022
Moderation: 
Anna Kohn
Gesprächspartner: 
Nicolas Lieven, Deutschlandfunk-Nova-Wirtschaftsjournalist