Es war ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen dem unabhängigen Kandidaten Alexander van der Bellen und dem FPÖ-Kandidaten Norbert Hofer um das Amt des österreichischen Bundespräsidenten. Am Ende lag Van der Bellen 31.026 Stimmen vor Norbert Hofer. Was bedeutet das vorläufige Endergebnis für Österreich?

Alexander Van der Bellen und Norbert Hofer lagen am Wahlabend - Sonntag (22.05.) - fast gleichauf: Hochrechnungen zufolge kamen beide Kandidaten auf rund 50 Prozent der Stimmen - mit einem leichten Vorsprung für Hofer. Viele der Wähler hatten ihre Stimme per Briefwahl abgegeben, diese Stimmen wurden im Laufe des Montags fertig ausgezählt. Laut vorläufigem Endergebnis hat Alexander Van der Bellen einen leichten Vorsprung von 31.026 Stimmen und ist damit der neue Bundespräsident von Österreich.

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Aus Protest zur Wahl gehen

Die Wahlbeteiligung lag dieses Jahr bei 72,7 Prozent. Zum Vergleich: Bei den letzen Bundespräsidentenwahlen 2010 sind nur 53,6 Prozent der Österreicher zur Wahl gegangen.

Irmi Wutscher leitet beim österreichischen Radiosender FM4 die Politikredaktion. Sie sagt, das Interesse an dieser Wahl sei nicht nur wegen des Rechtspopulisten Norbert Hofer so groß gewesen. Die nächsten großen Wahlen - die Nationalratswahlen - stehen in Österreich erst 2018 wieder an. Darum sei diese Bundespräsidentenwahl ein Katalysator für den Frust vieler Österreicher über die sozialdemokratische Regierung gewesen. "Normalerweise gibt es bei Bundespräsidentenwahlen nicht so viel Aufregung und Polarisierung. Das war dieses Mal ganz anders - auch der Nachhall auf Social Media", sagt Irmi Wutscher.

"Es ging darum eine Meinung gegen die Politik der Regierung abzugeben. Und im zweiten Wahlgang wurde ganz stark mobilisiert für diese Einheit gegen die Rechte."
Irmi Wutscher

Die Österreicher aus unserer Altersgruppe - die Unter-29-Jährigen - hätten vorwiegend für Van der Bellen gestimmt, sagt Irmi Wutscher. Es gab dabei aber einen Gender-Gap. "67 Prozent der jungen Frauen unter 29 haben Van der Bellen gewählt, bei den jungen Männern haben 58 Prozent Norbert Hofer gewählt. Da gibt es wirklich eine Spaltung." Wutscher schließt daraus, dass es in Österreich möglicherweise viele Singles gibt: "Es geht sich doch nicht aus, wenn die jungen Frauen grün sind und die jungen Männer blau."

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Österreich trifft sich in der Mitte

Die Grafik von FM4 zeigt, dass Menschen ohne Matura - das ist das Abitur in Österreich - eher für Norbert Hofer gestimmt haben. Menschen mit Matura haben eher für Van der Bellen gestimmt. "Es gibt auch ein Stadt-Land-Gefälle, Die Städte sind alle Van der Bellen, je ländlicher es wird, desto mehr wird es Hofer."

Österreich ist wegen dieses Wahlergebnisses aber noch lange kein gespaltenes Land, sagt Irmi Wutscher. "Viele haben Van der Bellen gewählt, um Hofer zu verhindern und andersrum, Diese Wähler sind aber sonst gar nicht so weit außen im Spektrum, sondern eher in der Mitte."

"Man darf das jetzt nicht so bewerten, dass knappe 50 Prozent ganz rechts sind und knappe 50 Prozent ganz links, so ganz ist es nicht."
Irmi Wutscher
Shownotes
Bundespräsidentenwahl
"Österreich ist kein gespaltenes Land"
vom 23. Mai 2016
Moderator: 
Ralph Günther
Gesprächspartnerin: 
Irmi Wutscher