Blablabla... Euer Gegenüber textet euch zu – und ihr habt keine Chance, selbst auch mal was zu sagen. Lotti weiß, dass sie auch mal so war und versucht inzwischen, mehr auf ein ausgeglichenes Gespräch zu achten. Leo hingegen findet es gut, dass er viel zu erzählen hat. Jens Philipp Lanwer ist Sprachwissenschaftler und erklärt, wann eine Unterhaltung gut und ausgeglichen ist.
In einem Gespräch die tragende Rolle zu übernehmen, fällt ihm leicht. Leo liebt es nämlich einfach, bei einer Unterhaltung viel zu erzählen. Das er sich so gerne und ausgiebig an Unterhaltungen beteiligt, hat er von seiner Mama geerbt, glaubt er.
"Ich bin ein Mensch, der sehr kommunikativ ist, das habe ich irgendwie von meiner Mama."
Schon in der Schule hat er von Lehrer*innen gehört, er solle doch bitter weniger quatschen. Und auch seine Freunde bremsen ihn regelmäßig. Leo findet aber genau das wichtig, um zu merken, dass er sich auch mal zurückhält in bestimmten Momenten.
Denn es ist ihm gleichzeitig superwichtig, dass er anderen Menschen auch zuhört.
Wenn andere Menschen ihn abgehoben volllabern, findet Leo das selbst richtig blöd, sagt er. Für ein gutes Gespräch sei es nämlich wichtig, die andere Person zu fühlen und zu versuchen, deren Emotionen zu verstehen.
Stille hingegen kann Leo überhaupt nicht gut aushalten, gibt er zu.
Lotti hat gelernt, Stille zu mögen
Als Teenager konnte Lotti auch keine Stille aushalten, sie hat nonstop gequatscht, erzählt sie. In der Uni lernte sie dann einen neuen Freund kennen, der eher ruhiger war. Stille nahm plötzlich einen anderen Raum zwischen beiden ein – einen angenehmen.
Lotti hat in dieser Zeit gemerkt, wie gut es tut, sich nicht dafür verantwortlich zu fühlen, Stille ständig füllen zu müssen.
"Mittlerweile genieße ich auch manchmal diese peinliche Stille am Anfang."
Sie findet es damals auch nicht mehr cool und witzig, die ganze Zeit zu sprechen, und ändert daher die Art und Weise, wie sie Gespräche führt. Sie hört mehr zu und wird entspannter in einer Unterhaltung. Stille bezieht sie seitdem nicht mehr auf sich.
Heute kann Lotti Stille sogar manchmal total genießen und nimmt es gelassen, sich beim ersten Date peinlich anzuschweigen.
Menschen, die viel reden, brauchen ein Publikum
Jens Philipp Lanwer ist ein Sprachwissenschaftler. Er weiß: Wer die Stille brechen möchte, sollte einfach eine Frage stellen. Die dafür einfachste Frage, sagt er, wäre eine Frage über das Wetter. Aber ganz egal, welche Form von Gespräch es auch ist: Es braucht immer eine gegenseitige Resonanz, erklärt Jens Philipp Lanwer.
"Diejenigen, die miteinander sprechen, sind ständig in der Verantwortung, sich darauf zu beziehen, was du gesagt hast. Und darauf zu reagieren."
Sprecher*innen brauchen ein Publikum, so ist es auch in Unterhaltungen. Zu Beginn eines Gesprächs blicken wir Menschen häufig noch weg, zeigen Untersuchungen. Kurze Zeit später checken wir dann, ob unsere Gesprächspartner*innen uns anschauen. Wenn wir feststellen, dass wir nicht angeschaut werden, fangen wir oft noch mal von vorne an, unsere Geschichte zu erzählen.
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- Leo ist ´ne Qausselstrippe
- Lotti plappert heute weniger als früher und schweigt auch mal
- Sprachwissenschaftler Jens: Zu einem Gespräch gehören immer zwei