Wenn es um Tinder geht, entsteht der Eindruck: Damit ist Dating total schnell und einfach geworden. Forschende aus Norwegen sorgen nun für Ernüchterung: Wir finden Dates bei Apps wie Tinder nicht leichter als im realen Leben.
Diese Ergebnisse können enttäuschen – oder sie räumen mit einem Mythos auf: Das Forschungsteam kommt nämlich zu dem Ergebnis, dass es auf Tinder und Co. genau so läuft wie im echten Leben: Wer an der Uni oder im Park zu schüchtern ist oder nicht so begabt im Flirten ist, der kriegt auch auf Tinder kaum Matches – und schon gar keine echten Kontakte.
Onlinedating funktioniert wie Flirten im realen Leben
Beim Profilbild können wir zwar unser Erscheinungsbild ein wenig verändern. Beim ersten Schreiben können wir auch noch ewig überlegen, wie wir unsere Antworten formulieren. Aber beim ersten Telefonat oder Treffen lässt sich eine Illusion nicht mehr gut aufrechterhalten.
80 Prozent der Teilnehmer haben keine One-Night-Stands
Das Forschungsteam hat das Dating-Glück von 269 Tinder-Nutzern untersucht. Im Schnitt hatten diese 269 Leute etwas mehr als 100 Matches. Daraus haben sich aber jeweils nur rund zwei Treffen ergeben. Und das auch nur im Schnitt und bei Männern waren es sogar noch etwas weniger als bei Frauen. Am Ende haben 80 Prozent der Teilnehmenden gar keine sexuellen Abenteuer erlebt.
"Geht schon damit los, dass die App ja eine Kontaktaufnahme nur zulässt, wenn es ein Match gegeben hat, also wenn sich zwei Nutzer gegenseitig nach rechts gewischt haben. Dann erst kann direkt geschrieben werden und dabei verpufft laut der Studie oft schon ein großer Teil des Interesses."
Es ist also gar nicht so einfach, über Tinder zu flirten. Das Forschungsteam attestiert der App einen ziemlichen Aufwand, wenn es darum geht, sich wirklich sexuell näher zu kommen.
Bei einer Suche zwischen Heterosexuellen kann das auch daran liegen, dass Männer und Frauen bei Tinder oft mit unterschiedlichen Motiven, aber auch mit unterschiedlichen Methoden aktiv sind. Das hat schon im vergangenen Jahr eine Studie von Forschenden an derselben norwegischen Uni herausgefunden.
In der Studie wurden fast 650 Tinderaktive untersucht, mit dem Ergebnis: Frauen machen sich mehr Gedanken darüber, wen sie nach rechts und wen nach links wischen, also wen sie ablehnen oder wen sie zu weiterem Kontakt einladen. Erklärt wird das evolutionär damit, dass Frauen ein größeres Risiko eingehen, wenn sie sich falsche Sexpartner aussuchen.
"Die allermeisten Tinder-Aktiven nutzen das Dating-Portal als Beschäftigung, wenn sie sich langweilen. Und bei Frauen ist das außerdem oft eine Art der Rückversicherung: Viele Matches heißen dann: 'Ich bin attraktiv und komme gut an.'"
Die aktuelle Studie zeigt aber auch, dass Frauen bei Tinder häufiger auf der Suche nach einer festen Beziehung sind. Die wichtigste Erkenntnis des norwegischen Forschungsteams ist: Dating-Apps sind moderne Begegnungsstätten, ändern am Flirt-Erfolg oder Misserfolg aber nur wenig.