Vor 20 Jahren ging das quelloffene Open Office an den Start. Den Geburtstag mitfeiern könnte auch Libre Office, ein sehr ähnliches, aber doch anderes Produkt. Doch da gibt es ein Problem.

Eines der größten Konkurrenz-Produkte von Microsoft Office ist das quelloffene und kostenlose Libre Office. Nicht nur viele Privat-Anwender auf der ganzen Welt nutzen die Software zur Textbearbeitung, Tabellenkalkulation und für Präsentationen – auch zum Beispiel die Verwaltung der spanischen autonomen Region von Valencia und das italienische Verteidigungsministerium setzen auf Libre Office.

Angefangen hat alles vor 36 Jahren in Lüneburg. Dort entwickelte der damals 16-jährige Marco Börries zusammen mit Freunden das Textprogramm Star Writer, das nach und nach zu dem vollständigen Office-Paket Star Office wurde.

"Die Libre-Office-Entwickler sind der Meinung, dass nur sie das große Open-Source-Projekt vorangetrieben haben und daher eigentlich auch das wahre Open Office sind.″
Andreas Noll, Deutschlandfunk-Nova-Reporter

Star Office wurde anschließend über 25 Millionen Mal verkauft. 1999 verkaufte Marco Börries sein Unternehmen für einen hohen zweistelligen Millionenbetrag an die Firma Sun Microsystems. Heute ist Marco Börries ein IT-Unternehmer, der inzwischen vier Unternehmen gegründet hat.

Im Jahr 2000 wurde aus Star Office dann Open Office, das weltweit Bekanntheit erlangen sollte. Am 13. Oktober 2000 ging die Website openoffice.org online. Deshalb feiert Open Office jetzt seinen 20. Geburtstag.

Entwickler haben ihr eigenes Ding gemacht

Wieso läuft auf den Rechner des italienischen Verteidungsministeriums nun Libre Office und nicht Open Office? Es ist etwas kompliziert.

Dass es zu Libre Office kam, liegt an einem weiteren Verkauf. Das Unternehmen Oracle hat im Jahr 2010 das Unternehmen Sun Microsystems übernommen und damit auch das Projekt Open Office. Der neue Mutterkonzern Oracle hatte allerdings wenig Interesse an der Weiterentwicklung der freien Office-Software. Also haben sich im Jahr 2011 viele der Open-Office-Entwickler abgespalten und unter dem neuen Namen Libre Office ihr eigenes Ding gemacht.

Weil bei Libre Office heute mehr Entwickler am Produkt arbeiten, wird die Software intensiver gepflegt und Bugs schneller behoben als bei Open Office. Beide Programme sind sehr ähnlich, aber Libre Office ist technisch auf dem neueren Stand.

"Die User suchen weiterhin nach dem alt eingesessenen Open Office und verstehen nicht, dass sie eigentlich Libre Office installieren sollten."
Andreas Noll, Deutschlandfunk-Nova-Reporter

Als Erbe vom alten Star Office versteht sich also nicht nur Open Office, sondern auch Libre Office. Die Libre-Office-Verantwortlichen sind der Meinung, dass nur sie das große Open-Source-Projekt weiter vorangetrieben haben und daher eigentlich auch das wahre Open Office seien. So haben sie das auch in einem offenen Brief zum 20. Geburtstag geschrieben.

Obwohl vieles dafür spricht, Libre Office und nicht Open Office zu verwenden, ist Open Office vielen immer noch ein Begriff – heute heißt es vollständig: Apache Open Office. Die Verantwortlichen von Libre Office gehen davon aus: Die User suchen weiterhin nach dem alt eingesessenen Open Office. Deswegen hätte man am liebsten den alten Namen zurück.

Shownotes
Textverarbeitung, Tabellenkalkulation
Open Office: 20 Jahre kostenlose Office-Software
vom 16. Oktober 2020
Moderatorin: 
Diane Hielscher
Gesprächspartner: 
Andreas Noll, Deutschlandfunk Nova