Die Vorbehalte gegen die Organspende in Deutschland sind groß. Bei uns gibt es die geringste Zahl an Organspendern im Ländervergleich. Zu Recht?
Die Manipulationen bei der Organspende und der Transplantation von Organen durch Ärzte hat der Organspende an sich einen erheblichen Imageschaden bereitet. Aber nicht nur deshalb sind nur wenige in Deutschland bereit, sich als Organspender eintragen zu lassen.
Was bedeutet Hirntod?
Ärzte kritisieren, dass die Feststellung des Hirntods nach strengeren Regeln vorgenommen werden müsse. Der Hirntod ist die Voraussetzung für die Entnahme von Organen. Doch ist der Hirntod ein sicheres Zeichen dafür, dass ein Mensch tot ist? Selbst Stimmen im Deutschen Ethikrat formulieren: Der Hirntod ist keine hinreichende Bedingung für den Tod eines Menschen. Denn es seien noch Steuerungsfunktionen im Körper aktiv. Beispielsweise werde noch die Körpertemperatur oder der Hormonhaushalt reguliert. Es sind auch Fälle bekannt, in denen schwangere, hirntote Frauen gesunde Babys zur Welt brachten.
"In der Tat beruht die Transplantationsmedizin auf dem Dilemma, dass die Hoffnung eines Menschen auf Weiterleben untrennbar mit dem Tod eines anderen Menschen verknüpft ist, so dass in der Tat das Bild eines Ersatzteillagers zuzutreffen scheint."
Hirntote Menschen sind demnach auch nicht mit Leichen gleichzusetzen. Schließlich sterben sie erst endgültig durch die Entnahme der Organe. Das Mitglied des Deutschen Ethikrates und Mannheimer Lehrstuhlinhaber Jochen Taupitz spricht deshalb von sogenannten "Dilemmata" bei der Organspende.
Jochen Taupitz von der Universität Mannheim hat am 18. März 2015 in der Reihe "Herzblut" des Technoseums vorgetragen.
Mehr bei DRadio Wissen über Hirntod und Organspende:
- Hirntod: Wann ist ein Mensch wirklich tod? | Gespräch mit Anne Cuber
- Entscheider über Leben und Tod | Gespräch mit Thomas Linsen
- Ethik das Ende des Lebens | Hörsaal mit Transplantationsmediziner Hartmut Schmidt und dem evangelischen Theologen Traugott Roser