Für viele US-Republikaner steht fest: Otto Warmbier wurde ermordet. Die Eltern des Verstorbenen wollen allerdings nicht, dass ihr Sohn obduziert wird. Wir haben den Kriminalbiologen Mark Benecke gefragt: Kann eine Obduktion erzwungen werden? Und was kann ohne Obduktion herausgefunden werden?
Woran genau ist Otto Warmbier gestorben? Wurde er wirklich ermordet, wie viele Republikaner in den USA vermuten? Die erste Untersuchung von Medizinern hat ergeben: Otto Warmbier weist Hirnschäden auf, die gewöhnlich nach einem Herzstillstand auftreten, wenn das Gehirn länger nicht mit Sauerstoff versorgt wird.
"Wenn jemand getötet wird, dann gilt das höhere Interesse der Gesellschaft und das kann das Interesse der Angehörigen überwiegen."
Auch ohne Öffnung der Leiche können mittels Computer- oder Magnetresonanztomografie wichtige Untersuchungen vorgenommen werden, sagt Benecke: "Man kann auch auf äußere Zeichen schauen, also beispielsweise merkwürdige Blutungszeichen, Hautabschürfungen, Vertrocknungen, Veränderungen der Augen oder der Schleimhäute, die Gewalteinwirkungen oder Erstickungshandlungen anzeigen."
"Eine richtig gute Feststellung der Todesursache kriegst du halt aus beidem: einer Durchleuchtung der Leiche und natürlich dem echten Angucken zum Beispiel der Dünnschnitte."
Dünnschnitte - organische Präparate die dem Körper für mikroskopische Untersuchungen entnommen werden - zeigen zum Beispiel Veränderungen des Gewebes, sagt Benecke. "Und bei einer Durchleuchtung kannst du nicht wissen, welche Gifte im Körper vorkamen." Dafür müsse eben Blut oder Flüssigkeit aus der Blase entnommen werden.
"Man muss den Nordkoreanern ja nicht immer Mord, bösen Willen, Hass und Wahnsinn unterstellen."
Es ist zum Beispiel denkbar, sagt Benecke, dass eine Dauermediakamentengabe zur Stabilisierung Otto Warmbiers in Nordkorea seinen Zustand verschlimmert habe: "Vielleicht sind die ja selber nicht glücklich über die Eskalation der Lage gewesen."
Keine Unterstellungen
Vergiftungen, aber auch verschiedene Arten der Erstickung sind schwer nachzuweisen, besonders wenn der Patient später komatös ist, so der Kriminalbiologe. Ist der Patient besonderem Stress ausgesetzt und stirbt in der Folge an einem Herzinfarkt, dann ist auch das schwer nachzuweisen, so Benecke. Waterboarding, Schlafentzug und andere Methoden der sogenannten weißen Folter hinterlassen keine sichtbaren Spuren.
Benecke möchte dem Regime in Nordkorea aber keinesfalls absichtliche Handlungen dieser Art unterstellen, betont er:
"Vielleicht ist das Ganze auch aus deren Sicht schrecklich schief gegangen, weil halt etwas völlig anderes, zum Beispiel ein Suizidversuch stattgefunden hat."