Achtung, Vorurteile: Männer hassen Shopping und haben eh keine Ahnung von Mode. Modemuffel können sich darum online beraten und einkleiden lassen. Im Netz und ohne einen Fuß ins Klamottengeschäft setzen zu müssen. "Curated Shopping" nennt sich das. DRadio-Wissen-Reporter Panajotis Gavrilis hat's mal ausprobiert.
In Deutschland bieten die Unternehmen Modomoto und Outfittery das Online-Shopping mit Beratung an. 100.000 Männer sollen schon einmal eine Outfittery-Box voller Kleidung bestellt haben. Wie viele es regelmäßig tun, verrät das Unternehmen nicht. Auch nicht, wie viele die Box wieder zurückgeschickt haben. Sale-Aktionen und Rabatte gibt’s keine. Dafür aber eine Multiple-Choice-Klickerei im Netz und anschließend eine personalisierte Beratung übers Telefon. Das Beratungsgespräch mit Mitarbeiterin Naya dauert 20 Minuten, geplant hatte Panajotis eigentlich nur 10 Minuten.
"Naya klingt jung, sympathisch-locker, sie lacht ab und zu und wirkt kompetent. Sie klingt wie eine gute Freundin, die Ahnung von Klamotten hat und nur mein Bestes will."
Drei Tage später bekommt Panajotis die fast zehn Kilo schwere, Wäschekorb-große weiße Kiste geliefert. Da stecken 17 Teile drin: Schuhe, Hose, Hemden, eine Flasche Bier als Geschenk. Die Klamotten haben einen Gesamtpreis von 919 Euro. Die Sachen passen ihm, so richtig wohl fühlt sich Panajotis allerdings nicht in ihnen. Seine Mitbewohnerin Greta urteilt knallhart: "Das sieht scheiße aus."
Curated Shopping ist eine Nische - und nichts für Panajotis
Der DRadio-Wissen-Reporter bleibt skeptisch, ob und was er aus der Outfittery-Box behalten soll. "Ich habe das Gefühl, nicht so richtig in die Zielgruppe vom betreuten Einkleiden zu passen", meint Panajotis. Es richtet sich vor allem an berufstätige Männer, die so im Stress sind, dass sie keine Zeit haben, shoppen zu gehen. Oder die einfach keine Lust haben, sich samstags in überfüllten Innenstädten in Umkleidekabinen zu zwängen.
"Curated Shopping eine Nische, die sehr erfolgreich ist. Aber man muss immer auch bedenken, es wird auch in Zukunft immer eine Nische bleiben."
Am Ende hat Panajotis die komplette Kiste wieder an Outfittery zurück geschickt. Nur das Bonus-Bier nicht, das hat er getrunken. "Das war wie die Klamotten", sagt er, "eigentlich ganz in Ordnung, aber nichts Besonderes."