Wer Pakete liefert, ist nur selten angestellt und arbeitet fast immer am Limit. Die schlechten Bedingungen haben auch mit Subunternehmerstrukturen zu tun.

715 Millionen Sendungen in der Weihnachtszeit – von dieser Zahl ging der Branchenverband Biek Anfang November 2023 aus. Das ist Weihnachten eben auch: eine gigantische Menge Arbeit für diejenigen, die die Briefe, Pakete und Päckchen zu uns nach Hause bringen.

"Die Sub-Sub-Unternehmer lagern ihre Aufgaben in Extremfällen sogar an Sub-Sub-Subunternehmer aus."
Gregor Lischka, Deutschlandfunk-Nova-Reporter

Während sehr große Logistikunternehmen wie etwa DHL bei der Auslieferung in der Regel auf festangestelltes Personal setzen, greifen die meisten anderen Lieferdienste und Portale auf Subunternehmen zurück, erklärt Deutschlandfunk-Nova-Reporter Gregor Lischka. Er nennt beispielsweise Hermes, GLS und Amazon. Daraus kann sich dann ein System von vielen Untervertragspartnerschaften für eine Dienstleistung ergeben. Das Ganze kann bis zu drei Ebenen haben – ausführend ist dann am Ende ein Sub-Sub-Subunternehmen.

Mangel an Transparenz

Wegen mangelnder Transparenz könne dieses System auch illegal genutzt werden – weil die Beschäftigten dort teilweise völlig ohne Verträge arbeiten und oftmals zu wenig Geld für ihre Leistung erhalten, sagt Gregor Lischka. Der Vorwurf lautet dann beispielsweise: Unterlaufen des gesetzlichen Mindestlohns.

Untersuchung: Fast jede(r) zweite Paketzusteller*in arbeitet für Subunternehmen

Eine Untersuchung der gewerkschaftsnahen Hans Böckler Stiftung geht davon aus, dass fast jede zweite Person, die in Deutschland Pakete verteilt, für Subunternehmen arbeitet. Bei einer Razzia des deutschen Zolls in der Paketbranche wurden im Oktober 10.000 Kurier*innen kontrolliert – bei 2.000 von ihnen sind weitere Prüfungen nötig, zahlreiche Strafverfahren wurden eröffnet.

"Die Beschäftigten können schlicht und einfach ausgebeutet werden – und da ist es prinzipiell egal, ob jetzt Weihnachten ist oder Ostern."
Gregor Lischka, Deutschlandfunk-Nova-Reporter

Ein Gesetzesvorschlag des Wirtschaftsministeriums – das Postrechtsmodernisierungsgesetz (PostModG) – könnte die Regeln für Sub-Sub-Strukturen in der Paketbranche verschärfen, sagt Gregor Lischka.

Für den Spitzenverband der Kurier-, Express- und Paketdienste ergeben die Sub-Unternehmenskonstruktionen dagegen einen Sinn: Um saisonale Schwankungen abzufangen, sei es besser, zeitweise mit Subunternehmen zu arbeiten. Für die Kund*innen sei das außerdem die günstigere Lösung, findet der Verband.

Shownotes
Logistik und Feiertage
Paketkuriere: Viel Arbeit, wenige Rechte
vom 20. Dezember 2023
Moderation: 
Diane Hielscher
Gesprächspartner: 
Gregor Lischka, Deutschlandfunk-Nova-Reporter