Kim Jong-un hat sich einen weiteren Titel ergattert: Er ist nun auch Vorsitzender der Arbeiterpartei. Dazu hatte der Diktator vom 6. Mai bis zum 10. Mai einen Parteitag abgehalten, zu dem Journalisten zwar eingeladen waren, aber nicht am Parteitag teilnehmen durften.
ARD-Korrespondent Jürgen Hanefeld war einer der 128 internationalen Journalisten, die zwar vor das Gebäude gefahren wurden, aber nicht rein durften. "Dann haben wir halt mit Passanten gesprochen", sagt Hanefeld, auch wenn die nichts überraschendes erzählt hätten. Bewacht wurde er dabei die ganze Zeit von zwei Aufpassern. Wer da dem ausländischen Reporter etwas systemkritisches erzählt hätte, würde womöglich direkt im Knast landen.
"Alle haben immer wieder gesagt, wie toll der Führer ist, wie toll das System ist und wir schön Nordkorea ist."
Auch wenn er beim Parteitag nicht dabei sein konnte, bereut Jürgen Hanefeld seinen Nordkorea-Besuch nicht. Er findet das Land spannend und würde jederzeit wieder dorthin reisen. Worauf er sich einlassen würde, wusste er vorher nicht. Erst zwei Wochen vor der Reise bekam er Bescheid, dass es klappt - und dann gab es das volle Paket. Flug, Hotel, Verpflegung und eben die zwei Aufpasser. Ohne Unterbrechung.
"Die glauben an das System und ihren Führer"
Wer diese typischen Bilder aus Nordkorea sieht, von Paraden, auf denen das Volk ihrem Führer zujubelt, dann ist der erste Gedanke: "Das ist inszeniert." Jürgen Hanefeld glaubt das nicht. Er gibt zu bedenken, dass das Regime schon seit 70 Jahren so läuft und die meisten es gar nicht anders kennen. Jürgen Hanefeld kommt zu dem Schluss: Die meinen das wirklich so, die glauben an das System und ihren Führer.
"Tatsächlich ist dieses Volk sowas von gehirngewaschen."
Inhaltlich hat Kim Jong-un den Parteitag genutzt, um zu betonen, dass sein Land eine Atommacht sei und die Bombe besitze. Auf die Erstschlagoption wolle er aber verzichten. Das heißt: Nordkorea will die Atombombe nur nutzen, um sich zu verteidigen. Jürgen Hanefeld glaubt nicht, dass Kim Jong-un so verrückt ist, wie ihn der Westen gerne darstellt. Vielmehr habe er die ganze Zeit darauf hingearbeitet, eine Atombombe zu besitzen, weil er genau weiß, dass man dadurch unangreifbar wird.
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