Wer einen Partner oder eine Partnerin sucht, hat unterschiedliche Vorstellungen. Manche suchen vor allem nach Humor und Geld, anderen Menschen sind Attraktivität und Intelligenz besonders wichtig. Doch ein internationales Forschungsteam sagt jetzt zumindest für heterosexuelle Menschen: Was sich diese Menschen wünschen, hängt auch davon ab, wie viel Auswahl sie haben.
Wenige haben wohl eine genaue Vorstellung davon, wie seine oder ihre zukünftige Partner*in aussehen soll. Einige wissen immerhin, nach welchen Merkmalen sie besonders Ausschau halten. Aber auch das ändert sich für Menschen, die einen Partner des anderen Geschlechts suchen, je nachdem wie die Geschlechterverteilung ist. Das ist das Ergebnis einer großen internationalen Studie.
Natürliches Verhältnis der Geschlechter weltweit ausgewogen
Für die Studie relevant war die Geschlechterverteilung in den einzelnen untersuchten Ländern. Theoretisch ist die natürliche Geschlechterverteilung weltweit im Durchschnitt relativ ausgewogen, erklärt Ann-Kathrin Horn. In einigen Ländern gibt es aber ein großes Ungleichgewicht.
"Es gibt Länder, in denen Schwangerschaften häufiger abgebrochen werden, wenn es ein Mädchen werden würde – das passiert z. B. in Indien oder China. Dadurch gibt es dann dort insgesamt mehr Männer."
Zum einen spielen geschlechterspezifische Schwangerschaftsabbrüche eine Rolle, doch es gibt auch andere Faktoren, so etwa die Lebenserwartung. In Osteuropa leben Frauen wesentlich länger als Männer, also gibt es dort insgesamt einen Überschuss an Frauen.
In den Golfstaaten dagegen gibt es viele männliche Gastarbeiter, dort leben deutlich mehr Männer als Frauen. Zum Vergleich: In Katar gibt es laut der Uno pro 100 Frauen 300 Männer. In der Ukraine gibt es pro 100 Frauen nur 86 Männer.
Gruppe in Überzahl hat mehr Konkurrenz
Das Ergebnis der Befragungen war, dass die Gruppe des überrepräsentierten Geschlechts mehr Konkurrenz hatte, während die Gruppe in der Unterzahl mehr Auswahl hatte und höhere Ansprüche haben konnte, erklärt unsere Reporterin.
In der Studie kam dabei heraus: Wenn Frauen mehr Auswahl haben, dann wollen sie tendenziell einen attraktiveren Partner mit mehr Geld. Wenn aber Frauen in der Überzahl sind, dann haben sie verhältnismäßig weniger Auswahl beim Daten und dann sinken diese Ansprüche. Das ist auch bei Männern der Fall. Allerdings spielt Geld bei der Partnerinnenwahl generell eine weniger große Rolle.
"Es gibt auch Faktoren, die blieben in der Studie immer gleich wichtig. Zum Beispiel, dass der Partner oder die Partnerin liebevoll sein sollte."
Allerdings gibt es Merkmale, die unabhängig vom Geschlechterverhältnis gleich bedeutend blieben: Liebenswürdigkeit, Intelligenz und Gesundheit waren den Befragten immer wichtig. Aussehen und Geld wurden erst dann relevant, wenn die Auswahl größer wurde. Diese Ergebnisse waren in allen untersuchten Ländern in etwa gleich.
"Die Forschenden schließen daraus, dass das Verhalten wohl nicht kulturabhängig ist, sondern wirklich rein evolutionsbiologisch: Wenn eine Gruppe mehr Auswahl hat, wird sie anspruchsvoller."
An der Studie nahmen 14.500 Menschen aus 45 Ländern im Alter von 18 bis 91 Jahren teil. Um zu vermeiden, dass die Aussagen nur für bestimmte Gruppen gelten, hat das Forschungsteam darauf geachtet, einen repräsentativen Durchschnitt der Gesellschaft abzubilden, sagt Ann-Kathrin Horn. Es wurden also beispielsweise sowohl Akademiker als auch Nicht-Akademiker miteinbezogen und auf dem Land und in der Stadt befragt.
Daraus schließen die Forschenden, dass dieser Effekt nicht kulturabhängig ist, sondern evolutionsbiologisch bedingt ist.