Wer Urlaub an Orten abseits des Massentourismus machen möchte, beispielsweise an einer entlegenen Bucht, ist in der Regel auf ein Auto angewiesen. Aber Autovermietungen sind während der Ferien meist sehr teuer. In Frankreich gibt es ein preiswertere Lösung: Über eine Peer-to-Peer Carsharing-Plattform können Autos von Privatpersonen gemietet werden.

"OuiCar" gehört der französischen Staatsbahn SNCF. Wer will, kann hier sein Privatauto zur Miete anbieten. Das Angebot wird offenbar gut genutzt. Jeden Tag Hunderte Mal, heißt es von "OuiCar". Bisher sind knapp 35.000 Wägen im ganzen Land verfügbar und 2,3 Millionen Nutzer*innen registriert. Es gibt auch eine Pflicht-Kfz-Versicherung, die sowohl Mieter*innen als auch den Besitzer*innen Sicherheit geben soll.

Der Selbstversuch

Deutschlandfunk-Nova-Reporter Johannes Kulms hat das Modell ausprobiert: Fünf Tage lang mietet er ein Auto über die Plattform. Für einen 15 Jahre alten VW Polo zahlt er 145 Euro. Darin enthalten: ein Aufschlag von 30 Euro, um die Selbstbeteiligung bei Unfällen zu senken. Sprit kommt oben drauf, 500 Freikilometer sind inklusive.

"145 Euro für einen 15 Jahre alten VW-Polo – das ist sicherlich kein Schnäppchen. Aber immer noch fast die Hälfte von dem, was ich jetzt in der Hauptsaison für einen Mietwagen in der Region gezahlt hätte."
Johannes Kulms, Deutschlandfunk-Nova-Reporter

Die Übergabe ist unkompliziert. Nathalie (52) vermietet das Auto ihres Sohnes seit einem knappen Jahr über "OuiCar". Die Vermietungen bringen jeden Sommermonat einige Hundert Euro. Rund 30 Mal habe sie bisher das Auto vermietet, nie habe es Probleme gegeben. Das Fahrzeug hat bereits einige Kratzer und kleine Dellen. Bei Problemen mit dem Auto sind die Eigentümer*innen zuständig. Als Johannes am zweiten Tag Probleme mit der Batterie bekommt, stellt Nathalie ihm schnell eine neue zur Verfügung.

Ein Modell für Deutschland?

Auch in Deutschland gibt es mehrere Plattformen, über die Privatleute ihre Autos vermieten. Sie heißen Getaround, SnappCar und Get Away. Doch eine Vermietung von Privatperson zu Privatperson ist in Deutschland eher die Ausnahme. Jutta Deffner ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für sozial-ökologische Forschung in Frankfurt am Main und beschäftigt sich mit Carsharing. Sie hält das Konzept auch in Deutschland für umsetzbar.

"Also grundsätzlich halte ich das schon für eine gute Idee. Wir haben so viele Privat-PKW wie noch nie in Deutschland."
Jutta Deffner, wissenschaftliche Mitarbeiterin

Seit Februar untersucht Deffners Team im Auftrag des Umweltbundesamtes Peer-to-Peer-Carsharing mit 25 Test-Personen. Dabei haben sie festgestellt, dass in Deutschland die Abläufe noch nicht reibungslos funktionieren. Wenn eine Privatperson beispielsweise nicht mehr antwortet oder nicht zum abgemachten Termin erscheint, seien die Testpersonen schnell abgeschreckt.

"Klar, es ist alles etwas ungewisser und abenteuerlicher als bei einer Autovermietung. Aber vielleicht auch persönlicher?"
Johannes Kulms, Deutschlandfunk Nova - Reporter

Einiges spricht dafür, dass solche Modelle besser in einem Flächenland wie Frankreich funktionieren - und das gerade im ländlichen Raum, wo sich ein Carsharing-Modell mit fester Flotte und Standplätzen kaum rechnen dürfte. Johannes zieht aus seinem Selbstversuch jedenfalls ein positives Fazit.

Shownotes
Carsharing
Von Privat für Privat
vom 29. Juli 2021