Stift, Papier und Würfel. Viel mehr braucht es nicht. Die Spielenden agieren als bestimmte Charaktere und reagieren auf die Geschichte, die ein Spielleiter erzählt. Um solche Pen-and-Paper-Rollenspiele ist seit einigen Jahren ein regelrechter Hype entstanden. Wir lassen uns erzählen, warum das für viele so reizvoll ist.

Pen-and-Paper-Rollenspiele liegen im Trend, nicht nur bei Jugendlichen, auch bei jungen Erwachsenen. Auch auf Youtube bekommen lange Videos solcher Spielrunden zunehmend hohe Abrufzahlen. "Das Schwarze Auge" oder "Dungeons and Dragons" sind die Klassiker des Genres. Es gibt aber noch sehr viele mehr. Man kann sich nämlich seine eigenen Geschichten und Spielweisen ausdenken. Einer, der das macht, ist Florentin Will.

"Mein Job ist der des Geschichtenerzählers. Man kann sich eine ganz eigene ausdenken oder auf eine zurückgreifen, die in einem Buch steht."
Florentin Will, Pen-and-Paper-Rollenspielleiter

Florentin Will erzählt die Geschichte und leitet durch sie hindurch. Der Spielleiter oder die Spielleiterin spielt alle Figuren der Geschichte – außer denen, die die Spielenden verkörpern. Die Leitung übernimmt etwa die Rolle der Stadtwache, die die Spielenden fragt, was sie in diese Stadt führt. Der Spielleiter muss die Spielenden "auf die richtige Bahn leiten" und ihnen Gegner oder Gegnerinnen in den Weg stellen, die diese dann bekämpfen müssen, erklärt Florentin Will.

Improvisation: Der Reiz des Unvorhersehbaren

Es macht großen Spaß, dass man nicht genau weiß, was passieren wird, sagt der Spielleiter. Die Geschichte entstehe erst wirklich zusammen mit den Spielenden. Als Spielleiter oder Spielleiterin lege man sich zwar vorher viele Optionen zurecht, was passieren könnte. Aber dann komme es meistens eben doch ganz anders.

"Vor dem Spieleabend überlege ich mir wahnsinnig tolle Dinge, was passieren könnte. Aber dann wollen die Spieler etwas komplett anderes machen. Darin liegt der Reiz."
Florentin Will, Pen-and-Paper-Rollenspielleiter

Selbst wer über Skype aus dem Homeoffice spiele – Stift und Papier, auf dem sich die Spielenden Notizen machen und vor sich hinkritzeln, seien nach wie vor sehr wichtig. Wenn die Spielleiterin etwa verrät, wie der König heißt, den die Spielenden gleich sehen, dann ist es sinnvoll, sich "Kunibert der Erste" zu notieren. Damit man Seine Hoheit dann auch richtig ansprechen kann.

Bekannt dank Youtube

Pen-and-Paper-Rollenspiele gibt es eigentlich schon lange. Dass die Beliebtheit so stark ansteigt, habe viel mit YouTube zu tun.

"Durch YouTube kamen die Pen-and-Paper-Rollenspiele aus einer sehr starken Nerd-Nische in den Mainstream."
Florentin Will, Pen-and-Paper-Rollenspielleiter

Am 1. November ist Florentin Will Spielleiter beim neuen Pen-and-Paper-Rollenspiel "Vinland", dessen Setting in der Welt der Wikinger verortet ist: "Vinland" basiert auf der realen Geschichte des Abenteurers und Seefahrers Leif Eriksson, der um das Jahr 1000 in Nordamerika gelandet ist – als erster Mensch der europäischen Welt. Noch lange vor Kolumbus gab es dort eine kleine Siedlung der Wikinger.

Das Live-Rollenspiel-Event wird unter anderem von funk und dem Hamburger Internetsender Rocketbeans TV ausgerichtet – und ab 19 Uhr etwa vier Stunden lang live auf Youtube gestreamt. Wer also gerne zusammen mit mehreren Leuten an einem Tisch spielt, das wegen Corona aber gerade nicht tun kann, die oder der kann immerhin zuschauen.

Shownotes
Spieletrend
Stift, Papier und Fantasie: Warum Pen-and-Paper-Rollenspiele so beliebt sind
vom 31. Oktober 2020
Moderation: 
Jenni Gärtner
Gesprächspartner: 
Florentin Will, Schauspieler, Komiker, Moderator, Spieleentwickler