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Bei der Deutschen Post kommt es gerade wegen Personalengpässen und der Corona-Pandemie zu Zustellproblemen. Wir klären, was da los ist - und was wir tun können, wenn wir wichtige Briefe erwarten.

Die Infektionszahlen seien sehr hoch, Mitarbeitende fielen "reihenweise" aus, so der Betriebschef des Post- und Paketgeschäfts in Deutschland, Thomas Schneider gegenüber der Bild-Zeitung. Gleichzeitig sei die Situation auf dem Arbeitsmarkt "sehr angespannt" und es sei "schwieriger, gute Leute zu finden“. Die Quote sei aber immer noch okay: Mehr als 80 Prozent aller Briefe würden bereits am nächsten Werktag zugestellt, über 95 Prozent nach zwei Tagen, so Thomas Schneider.

Schwer nachzuprüfen

"Am nächsten Werktag da" bedeutet, dass der Brief bis 17 Uhr angekommen sein muss – und zwar im Briefkasten oder einer Filiale, dann gilt er als abgegeben, erklärt der Wirtschaftsjournalist Nicolas Lieven. Die von der Post kommunizierten Zahlen flächendeckend nachzuprüfen, sei praktisch unmöglich.

"Einen Anspruch darauf, dass unser Brief tatsächlich am nächsten oder übernächsten Tag da ist, haben wir nicht. Es muss im Jahresschnitt passen."
Nicolas Lieven, Wirtschaftsjournalist

Wie viel Zeit ein Brief brauchen darf, ist in der – Achtung, wunderbares Wort – Post-Universaldienstleistungsverordnung (PUDLV) geregelt. Auf dieses Dokument bezieht sich die Deutsche Post, wenn sie sagt, dass die Vereinbarungen eingehalten werden. Das Ganze bezieht sich allerdings auf den Jahresdurchschnitt – ein Brief kann also locker auch mal zwei Wochen später ankommen und trotzdem wird der Jahresdurchschnitt eingehalten. Einen Anspruch darauf, dass unser Brief am nächsten oder übernächsten Tag da ist, haben wir nicht.

"Konzern will Gewinn machen"

Personalengpässe und Corona sind nur "die offizielle Version“ der Erklärung, so Nicolas Lieven. Ja, natürlich habe die Post – so wie viele andere Unternehmen auch – Probleme, geeignete Fachkräfte zu finden. Und auch Corona sei natürlich gerade wieder ein großes Thema – viele andere Transportunternehmen hätten dieselben Schwierigkeiten und würden Pakete und Briefe daher auch über die Post umleiten.

"Die Personalsituation bei der Post ist schon auch selbst gemacht. Machen wir uns nichts vor: Geschäftsführung, Anleger, Investoren – die wollen alle Rendite sehen."
Nicolas Lieven, Wirtschaftsjournalist

Trotzdem könne man die Post "nicht ganz vom Haken lassen". Denn die Personalsituation sei zum Teil auch selbst gemacht. Dass sich Briefträgerinnen und Postboten über den steigenden Druck und immer mehr Auslieferungen beklagen – diese Berichte gebe es seit zehn Jahren.

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Das "Mehrklassensystem" der Post

Der Grund sei schlicht und einfach, dass der Konzern Gewinn machen möchte: Geschäftsführung, Anleger und Investoren wollten eine vernünftige Rendite sehen.

Bei der Post gebe es ein "Mehrklassensystem": Beamte, Postboten mit alten und neuen (Zeit-)Verträgen… insgesamt gebe es sehr große Einkommensunterschiede. Viele Mitarbeitende, die schlechter verdienen, würden sich in der aktuellen Lage gerade einfach einen anderen Job suchen.

Wenn eine Rechnung nicht ankommt…

Das Problem: Wenn jetzt tatsächlich mal alles schief läuft und zum Beispiel ein wichtiger Brief zu spät ankommt – dann können wir als Kunde praktisch nicht nachweisen, dass wir etwa eine Rechnung nicht bekommen haben.

Dafür ist derjenige verantwortlich, der den Brief abschickt, zum Beispiel als Einschreiben mit Rückschein. Wenn wir eine Rechnung erwarten, sie aber nicht kommt, sind wir übrigens auch nicht verpflichtet, beim Absender anzurufen und ihn darauf hinzuweisen, erklärt Nicolas Lieven.

"Wer eine Mahnung bekommt, ohne vorher eine Rechnung erhalten, muss auf jeden Fall reagieren und das Unternehmen anschreiben oder anrufen."
Nicolas Lieven, Wirtschaftsjournalist

Anders ist das bei einer Mahnung, die ankommt, ohne vorher eine Rechnung bekommen zu haben (!). Wer die bekommt, muss auf jeden Fall reagieren und das Unternehmen anschreiben oder anrufen. Wer das nicht macht, muss nämlich damit rechnen, dass als nächstes eine Klage ins Haus flattert.

Schlichtungsstelle der Bundesnetzagentur

Bei der Post gibt es eine zentrale Anlaufstelle, an die man sich wenden kann. Wenn das nicht erfolgreich ist, kann man sich außerdem bei der Schlichtungsstelle der Bundesnetzagentur melden. Das ist kostenlos und die kümmern sich dann um euer Anliegen. Das Problem: Bußgelder oder andere Sanktionsmöglichkeiten hat die Bundesnetzagentur nicht.

Auch immer mehr Politiker*innen fordern diese Optionen, um den Druck auf die Post zu erhöhen, sagt Nicolas Lieven. Die Weihnachtszeit steht vor der Tür und er geht davon aus, dass sich die Situation erfahrungsgemäß eher noch zuspitzen wird.

Shownotes
Personalmangel und Corona
Was ihr tun könnt, wenn die Post nicht pünktlich kommt
vom 27. Oktober 2022
Moderation: 
Thilo Jahn
Gesprächspartner: 
Nicolas Lieven, Wirtschaftsjournalist