Selbst, wenn wir alle Empfehlungen zur Corona-Prävention beachten: Wir können uns infizieren und dann andere anstecken. Und vielleicht fühlen wir uns dann schuldig. Was hilft, ist ein altbewährtes Mittel - mehr dazu in dieser Ausgabe der Ab 21.

Wir wissen, dass wir Abstand halten müssen, Maske tragen und Risikogruppen schonen sollten. Aber was passiert, wenn alles schief geht und wir eine Freundin mit dem Corona-Virus infizieren? Martina ist es passiert, obwohl sie sich dem Risiko bewusst ist und alle Vorsichtsmaßnahmen einhält.

Schuldgefühle offen ansprechen

Viele Menschen würden sich, genau wie Martina, schuldig fühlen, wenn sie andere Personen mit dem Corona-Virus angesteckt hätten, sagt Lena Kuhlmann, Psychotherapeutin aus Frankfurt. Sie sagt, dass wir am besten mit Schuldgefühlen klar kommen würden, wenn wir sie offen ansprechen:

"Wir haben oft auch ganz viele Gedanken dazu, was der andere denken könnte, aber wir wissen es eben nicht." Deshalb sei ein klares Gespräch, das wir überlegt führen und in dem wir Ich-Botschaften senden, eine gute Lösung.

Lena Kuhlmann rät auch, vor Treffen klare Regeln zu vereinbaren: Treffen wir uns draußen oder drinnen? Wie begrüßen wir uns? Tragen wir eine Maske? So können wir das Risiko minimieren, hinterher mit Schuldgefühlen zu kämpfen und anderen Menschen unangenehme Dinge erklären zu müssen.

"Wenn ich raus gehe, obwohl ich wissentlich positiv bin und dann jemanden anstecke, dann begehe ich eine Körperverletzung."
Heike Borufka, Reporterin des Hessischen Rundfunk

Die juristische Situation bei Corona-Ansteckungen ist kompliziert, sagt Gerichtsreporterin Heike Borufka vom Hessischen Rundfunk, vor allem, weil die Situation neu ist und es wenig Erfahrung gibt im juristischen Umgang mit zum Beispiel fahrlässigen Infizierungen.

In der letzten Woche hat die Staatsanwaltschaft in Frankfurt am Main Anklage gegen einen Altenpfleger erhoben, der trotz eines positiven Corona-Tests mehrfach zum Dienst erschienen ist.

Sich der Quarantäne widersetzt

Schwieriger sei es, wenn wir unser Corona-Testergebnis noch nicht haben und andere Personen anstecken, weil wir nicht in Quarantäne gehen: "Es ist nicht klar, ob ich dafür strafrechtlich zur Rechenschaft gezogen werden kann."

"Ich würde am liebsten mit einem großen Schild rumlaufen: Ich habe jemanden angesteckt und das fühlt sich nicht gut an."
Martina

Wissenswertes zu Corona-Ansteckungen:

  • Eine Studie des Robert-Koch-Institutes von Ende August zeigt, dass sich die meisten Menschen nicht etwa am häufigsten in öffentlichen Verkehrsmitteln, sondern im privaten Umfeld anstecken. Der Anstieg der Neuinfektionen hänge mit Ansteckungen im privaten Bereich zusammen, zum Beispiel bei Treffen mit der Familie und Freund*innen sowie bei Partys.
  • Es dauert etwa fünf bis sechs Tage, bis wir nach einer Ansteckung mit dem Corona-Virus Symptome bemerken. Gerade am Anfang unserer Krankheitszeichen seien wir besonders ansteckend, aber auch schon vor dem Auftreten von Symptomen können wir andere Menschen infizieren.
  • In den letzten sieben Tagen gab es 67.320 Neuinfektionen mit dem Corona-Virus,
    das bedeutet das Deutschland durchschnittlich 80,7 Neu-Infizierte pro 100.000 Einwohner*innen aufweist.
  • Laut Robert-Koch-Institut ist die Gruppe der 15- bis 34-Jährigen am zweithäufigsten von Corona-Infektionen betroffen.

Meldet euch!

Ihr könnt das Team von Ab 21 über WhatsApp erreichen.

Uns interessiert: Was beschäftigt euch? Habt ihr ein Thema, über das wir unbedingt in der Sendung und im Podcast sprechen sollen?

Schickt uns eine Sprachnachricht oder schreibt uns per 0160-91360852 oder an ab21.dlfnova@deutschlandradio.de.

Wichtig:
Wenn ihr diese Nummer speichert und uns eine Nachricht schickt, akzeptiert ihr unsere Regeln zum Datenschutz und bei WhatsApp die Datenschutzrichtlinien von WhatsApp.

Shownotes
Pandemie-Alltag
Schuldgefühle: Andere mit Corona angesteckt
vom 26. Oktober 2020
Moderation: 
Utz Dräger
Gesprächspartnerin: 
Martina, hat andere mit dem Corona-Virus angesteckt
Gesprächspartnerin: 
Lena Kuhlmann, Psychotherapeutin und Bloggerin zu Psyche und Selbstfürsorge
Gesprächspartnerin: 
Heike Borufka, Reporterin beim Hessischen Rundfunk