Kann man Pfeifen überhaupt Sprache nennen? Ja. Gewissermaßen. Genaugenommen ist das Pfeifen eine Sprech-Methode. Aber man kann in verschiedenen Sprachen pfeifen. Also: wer auf deutsch pfeift, wird einen türkisch Pfeifenden nicht verstehen.

In einigen Regionen der Welt verständigen sich die Menschen noch über das Pfeifen. Am bekanntesten ist El Silbo, eine Pfeifsprache, mit der damals auf den ganzen Kanarischen Inseln kommuniziert wurde. Heute gibt es sie nur noch auf La Gomera. Dort wird sie sogar an Schulen gelehrt.

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Pfeifsprache aktiviert beide Gehirnhälften

Onur Güntürkün, Wissenschaftler der Ruhr-Universität Bochum, hat vor kurzem die türkische Pfeifsprache untersucht. Genau angeschaut hat er sich, wie das Gehirn auf Pfeifsprache reagiert. Und er war überrascht. Um die Pfeifsprache zu verstehen, werden beide Gehirnhälften gebraucht, anders als beim Verstehen von gesprochener Sprache, da brauchen wir nur die linke Gehirnhälfte. Der Grund dafür ist, so Güntürkün, dass die rechte Hirnhälfte für die Wahrnehmung akustischer Feinheiten wie Tonhöhe oder Melodie zuständig ist.

"The right hemisphere is specialized to encode acoustic properties like spectral cues, pitch, and melodic lines and plays a role for prosodic communicative cues."
Onur Güntürkün, im Fachjournal Current Biology

Herausgefunden hat der Forscher diese Besonderheit, indem er 31 Menschen Wortsilben über Kopfhörer vorgespielt hat. Die Probanden bekamen allerdings auf beiden Ohren jeweils unterschiedliche Silben zu hören. Bei Pfeifsprachen hörten sie die Silben auf beiden Kopfhörern gleich gut. Bei gesprochener Sprache verstanden sie eher die Silben auf dem rechten Kopfhörer - das rechte Ohr ist mit der linken Hirnhälfte verbunden.

Shownotes
Pfeifsprache
Worte mit Pfiff
vom 18. August 2015
Moderator: 
Markus Diechmann
Gesprächspartnerin (DRadio Wissen): 
Veronika von Borries