Alle reden über Philipp Amthors Gesangseinlage bei Clubhouse. Dabei geht es aber nicht so sehr darum, wie der CDU-Bundestagsabgeordnete singt, sondern was: das Pommernlied. Die einen hören darin Heimatgefühle, die anderen einen Wink nach rechts. Denn mit dem Wort Pommern schmücken sich einerseits Biotees, andererseits benutzt es auch die rechtsextreme NPD.

Philipp Amthor ist 28 Jahre alt und doch scheint er auf ein Lied zu stehen, das wirklich alt ist. Das sogenannte Pommernlied von 1852 gilt als so was wie eine inoffizielle Hymne der früher komplett zu Deutschland, heute zum Teil zu Polen gehörenden Region. Darin wird die Landschaft beschrieben – die Rede ist von "Meeresstrande" und "Waldrevier", und es fällt eine Art Treueschwur: "bist ja mein, ich deine, treu dir zugesellt".

Die NPD interpretiert das Pommernlied für ihre Zwecke

Philipp Amthor selbst kommt aus Vorpommern, genauer aus Torgelow im Kreis Vorpommern-Greifswald. Schon 2014 hat er als Kreis-Chef der Jungen Union vorgeschlagen, dass das Pommernlied in Schulen erlernt werden soll.

Für Philipp Amthor ist das Pommernlied unproblematisch

Den Gebrauch des Begriffs Pommern bezeichnet er damals als "unproblematische Selbstverständlichkeit". Das sehen nicht alle so. Denn fest steht, dass der Begriff Pommern immer wieder von rechts instrumentalisiert wird.

Pommern war vor dem Zweiten Weltkrieg Teil Preußens und damit deutsch. Seit 76 Jahren gehört es aber zu Polen. Was von dem Gebiet auf deutscher Seite heute übrig ist, hört man schon am Namen: Vorpommern.

Der Begriff Pommern wird von unterschiedlichsten Gruppen verwendet

Die Nationaldemokratische Partei Deutschlands (NPD) spricht aber immer noch von Mecklenburg und Pommern, statt von Vorpommern. Die rechtsextreme Partei, die 2006 und 2011 in den Landtag von Mecklenburg-Vorpommern gewählt wurde, sagt damit ziemlich klar, dass sie das Existenzrecht Polens innerhalb der heutigen Grenzen nicht anerkennt, erklärt Deutschlandfunk-Nova-Reporter Niklas Potthoff.

"Das Pommernlied erklingt bei Vertriebenenverbänden, und auch wenn die Bundeswehr ihre Leute vereidigt. Aber es wird auch auf Sitzungen der NPD gesungen."
Kathleen Butz von der Regionalen Arbeitsstelle für Bildung, Integration und Demokratie Mecklenburg-Vorpommern

Neben der rechten Szene, betont Kathleen Butz von der Regionalen Arbeitsstelle für Bildung, Integration und Demokratie Mecklenburg-Vorpommern, werde der Begriff auf vielfältige Weise verwendet. Es gebe Biotees, die mit dem Namen Pommern werben, genauso wie Diakonievereine und sogar deutsch-polnische Projekte. Der Name Pommern tauche also in sehr unterschiedlichen Kontexten auf, aber fest stehe auch, dass der Begriff instrumentalisiert werde.

"Auf der einen Seite kann man das Pommernlied als regionale Hymne sehen, auf der anderen Seite ist das Lied von seiner Interpretation zumindest nach rechts offen."
Niklas Potthoff, Deutschlandfunk-Nova-Reporter

Die Frage ist, ob der CDU-Berufspolitiker Philipp Amthor so etwas nicht wissen müsste. Er selbst hat sich nach seinem Clubhouse-Auftritt jedenfalls nicht mehr zu seiner Liedwahl geäußert.

Ihr habt Anregungen, Wünsche, Themenideen? Dann schreibt uns an Info@deutschlandfunknova.de

Shownotes
Zwischen "Heimatgefühl" und "nach rechts offen"
Philipp Amthor singt das Pommernlied bei Clubhouse
vom 25. Januar 2021
Moderatorin: 
Sonja Meschkat
Gesprächspartner: 
Niklas Potthoff, Deutschlandfunk-Nova-Reporter