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Um leicht eigenwillige Ideen ist Donald Trump nie verlegen. Jetzt hat er wieder eine rausgehauen: Der US-Präsident denkt offenbar darüber nach, Grönland zu kaufen. Wir haben mit einem Einwohner der großen Insel über den Plan gesprochen – und der ist wenig begeistert.

Donald Trump denkt offenbar darüber nach, den USA Grönland einzuverleiben. Das hat ein Vertrauter Trumps der Nachrichtenagentur AP bestätigt. Zuerst hat das "Wall Street Journal" darüber berichtet. Trump habe mit Mitarbeitern und Vertrauten über die Idee gesprochen, sagte die anonyme Quelle.

Grönland ist etwa sechsmal so groß wie Deutschland, gut 80 Prozent der Fläche sind ständig von Eis bedeckt. Politisch gehört es zu Dänemark. Rund 56.000 Menschen leben dort. Einer davon: Wilhelm Gemander. Er stammt aus Deutschland und lebt seit 34 Jahren dort. Wilhelm betreibt zusammen mit seiner Frau das "Inuit-Cafe" in Llulisat an der Westküste.

Trump will Grönland kaufen? Schlechter Aprilscherz im August

Wilhelm geniest zurzeit einen wunderbaren Sommer, erzählt er. Gestern habe es geregnet, vielleicht erst das fünfte mal in diesem Jahr. Seine Heimat Lluilisat ist so etwas wie das Zentrum des Tourismus in Grönland. Deshalb legen einige Kreuzfahrtschiffe vor der Stadt an. Derzeit ist Hochsaison – daher habe gerade jede und jeder viel zu tun. So langsam geht der Sommer zu Ende. Wilhelm rechnet in den nächsten Tagen mit dem ersten Nachtfrost.

Unrealistische Gedankenspiele

Es gehe alles seinen gewohnten Gang auf Grönland - bis auf die Nachricht, dass Donald Trump darüber nachdenke, die Insel zu kaufen. Wilhelm kann es nicht glauben. Ein Aprilscherz? Im August? Kurz: Er hält die Pläne aus den USA für komplett unrealistisch.

Große Teile der Bevölkerung habe von Trumps Idee zum Zeitpunkt unseres Gesprächs noch nicht viel mitbekommen. Die Nachricht sei am Vormittag in Grönland eingetroffen. Wilhelm habe bislang noch niemanden getroffen, der es begrüßen würde, bald US-Bürgerin oder –Bürger zu sein.

Grundsätzlich wolle Grönland politisch und wirtschaftlich gerne mit den USA zusammenarbeiten, meint Wilhelm, aber auf keinen Fall in eine Abhängigkeit geraten. Auch weil das Land eine enge Verknüpfung mit Dänemark habe. Der ehemalige Kolonialstaat habe unglaublich viel für Grönland getan. 17.000 bis 18.000 Grönländer leben in Dänemark, haben dort geheiratet oder arbeiten dort – es gebe also eine sehr enge Verbindung.

"Grönland wäre nicht das, was es heute ist, ohne Dänemark."
Wilhelm Gemander, lebt in Grönland

Zwar ist Grönland nicht vollständig unabhängig von Dänemark. Ohne die finanziellen Zuschüsse aus Dänemark wäre das Land arm dran, sagt Wilhelm. Vor einigen Jahren träumten einige Grönländer davon, sich dank der Bodenschätze unter ihren Füßen von Dänemark loszusagen. Schnell sei aber klar geworden: Ohne Ausbildung in Dänemark kommen die meisten Grönländer nicht zurecht.

"Ich habe es nie bereut, dass ich nach Grönland gekommen bin. Ich bin glücklich hier."
Wilhelm Gemander, lebt in Grönland

Wilhelm geht es gut im Westen Grönlands, erzählt er. Er könne sich nicht vorstellen, woanders zu leben. Auf seinem Boot fährt er mit Gästen zu den Eisbergen raus, seine Frau kümmert sich währenddessen um das Café. Er habe sich daran gewöhnt, dass er auf Grönland mit Kompromissen leben muss. Auch nach 34 Jahren im Norden ist für ihn das größte Hindernis die Sprache. Es sei unglaublich schwer, Grönländisch zu lernen. Ihm sei es bis heute nicht gelungen.

Ihr habt Anregungen, Wünsche, Themenideen? Dann schreibt uns an Info@deutschlandfunknova.de

Shownotes
Trump will Grönland kaufen
Grönländer: "Ich dachte an einen Aprilscherz"
vom 16. August 2019
Moderation: 
Thilo Jahn
Gesprächspartner: 
Wilhelm Gemander, Bettreiber des Inuit-Cafe in Llulisat an der Westküste Grönlands