Die Menge an Plastikmüll nimmt in Deutschland kontinuierlich zu. Mehr Mehrwegplastik wäre schon gut, findet eine Untersuchung des WWF.

Die Menge des Kunststoffmülls in Deutschland hat sich seit 2004 mehr als verdoppelt. Damals waren es 1,4 Millionen Tonnen, im Jahr 2019 waren es schon 3,2 Millionen Tonnen. Diese Zahlen hat der WWF in einer Veröffentlichung zusammengetragen. Sie untersucht, wie auf industrieller Ebene der Plastikverbrauch langfristig reduziert werden könnte.

Inhaltlich sind an der Veröffentlichung Marion Halfmann von der Hochschule Niederrhein, Claas Oehlmann vom Bundesverband der Deutschen Industrie, Bettina Rechenberg vom Umweltbundesamt und Isabell Schmidt beteiligt. Sie ist Geschäftsführerin der IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen.

Als gemeinsames Fernziel skizziert die industrienahe Untersuchung eine Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe. Insgesamt reichten die derzeitigen Vorschriften dafür nicht aus, heißt es in der Veröffentlichung. Unterstützt wurde die Veröffentlichung von der Edeka Stiftung.

"Der Verpackungskonsum steigt jedes Jahr. Da müssen wir dringend reduzieren. Klar, hier in Deutschland wird einiges recycelt, aber das klingt besser, als es wirklich ist."
Minh Thu Tran, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin

Manches– von der schieren Menge des Plastikmülls abgesehen – läuft richtig in Deutschland, sagt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Minh Thu Tran. Sie zählt auf:

  • es gibt eine System der Mülltrennung
  • wenig Müll landet auf Deponien
  • wenig Müll wird einfach in die Natur geworfen

Rund die Hälfte des Kunststoffmülls wird verbrannt, erklärt Laura Griestop. Sie ist Expertin für Kunststoffe und Verpackungen des WWF Deutschland. Zwar werde ein Teil der Energie zurückgewonnen, aber rund 1,6 Millionen Tonnen gingen verloren.

Down-Cycling als Problem

Sie sagt: "Für neue Verpackungen müssen wir dann wieder neue fossile Rohstoffe einsetzen." Stattdessen sollte verstärkt auf Mehrwegsysteme gesetzt werden, auch bei der Logistik im Lebensmittelhandel. 23 Prozent des Plastikmülls könne auf diesem Weg vermieden werden.

Ein großer Teil des Kunststoffverpackungsmülls wird down-cycled. Das bedeutet, dass ein großer Teil des recycelten Kunststoffs nicht für Verpackungen verwendet wird. Nur 11 Prozent wird wieder Verpackungsmaterial, der Rest geht als minderwertigeres Plastik in andere Industriebereiche.

Produzieren für Recycling

Verstärkte Recyclingeffekte für Plastikverpackungen verspricht sich die WWF-Veröffentlichung durch mehr "Design for Recycling". Plastikverpackungen sollten von Anfang an so konzipiert sein, dass sie besser recycelt werden können. Das kann beispielsweise bedeuten:

  • Verpackungen nur aus einer Art von Plastik herzustellen
  • Verpackungen nur aus klarem Plastik herzustellen
Idealerweise würden Plastikverpackungen in einem Mehrwegsystem immer und immer wieder verwenden, sagt Laura Griestop. So wie in dem bereits funktionierenden völlig kunststofffreien Pfandsystem mit Glasflaschen.

Sie kann sich echte Plastikmehrwegsysteme für Trinkflaschen, Lebensmittelverpackungen und auch Kosmetikverpackungen vorstellen, auch für Boxen in der Transportbranche.
"Wir brauchen Mehrwegsysteme. Da gibt es viele Innovationen im Mehrwegbereich auch in Hinblick auf Transportsektor"
Laura Griestop, WWF Deutschland

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Shownotes
Verpackungskunststoffe als Müllproblem
Plastikmüll – Mehrweg als Ausweg
vom 17. August 2021
Moderator: 
Ralph Günther
Gesprächspartnerin: 
Minh Thu Tran, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin