Im Juli wurden in Dallas fünf weiße Polizisten erschossen. Der Täter wollte vermutlich die Polizeigewalt gegen Schwarze rächen. Jetzt ruft der Polizeichef auf: Werdet Polizisten!
Vor zwei Jahren wurde der schwarze, unbewaffnete Jugendliche Michael Brown in Ferguson im US-Bundesstaat Missouri erschossen. Die USA debattierten über Polizeigewalt gegen Schwarze - es gab Proteste.
Weitere Vorfälle folgten, bei denen Schwarze von Polizisten getötet wurden. Im Juli wurde im US-Bundesstaat Minnesota Philando Castile erschossen. Er und seine Freundin wurden in ihrem Pkw wegen eines kaputten Rücklichts gestoppt. Während er nach seinen Dokumenten kramte, schoss der Beamte. Seine Freundin streamte alles live auf Facebook.
Es gab wieder Demonstrationen. Auch am 8. Juli in Dallas im US-Bundesstaat Texas. Der Protest endete blutig: Ein Heckenschütze tötete fünf weiße Polizisten.
Nach den Schüssen rief der Polizeichef die Bürger dazu auf, selbst Polizisten zu werden. Damit die Polizei vielfältiger werde und um ein besseres Klima zu schaffen. Die Zahl der Bewerbungen schnellte in die Höhe: In den ersten Tagen gab es etwa 40 Bewerbungen pro Tag - vier Mal so viele wie sonst.
Unsere Reporterin Yvonne Müther trifft bei der Polizeiausbildung in Dallas auf ganz unterschiedliche Menschen: Rund 70 Schüler in drei Klassen. Zumeist Männer, das Durchschnittsalter liegt bei 27. Weiße, Schwarze, viele Hispanics. Sie alle haben eines gemeinsam: Idealismus. Sie wollen ihre Stadt ein Stück besser machen.
"Ich will daran teilhaben, die Gesellschaft irgendwie zu ändern. Ich will versuchen, dass Menschen ihr Leben auf die richtige Art und Weise leben."
Die Haltung der Rekruten bezüglich der Polizeigewalt ist klar, sagt Yvonne. Es gebe Fehler einzelner, aber kein systematisches Problem.
So sehen die aktuellen Polizeirekruten in Dallas aus:
Die Polizeischüler finden es gut, dass die Polizisten zum Beispiel Bodycams tragen, die das Verhalten der Polizisten aufzeichnen. Auch, dass Privatleute Situationen auf der Straße filmen.
Anders als in Deutschland gehören für die Schüler Waffen viel eher zum Alltag. Viele von ihnen haben zu Hause oder im Auto ein Gewehr oder eine Handwaffe - zur Selbstverteidigung, wie sie sagen.
Mehr zum Thema im Netz:
- Fatal Force | Die Washington Post wertet tödliche Schüsse durch Polizeikräfte aus
- Dallas Police Chief David Brown, a Reformer, Becomes Face of Nation’s Shock | Die New York Times über David Brown
- Plötzlich Mittäter | Zeit Online über die Black-Lives-Matter-Bewegung und die Polizistenmorde in Dallas