Egal ob in der Jeans-Werbung oder auf dem Bier - die Regenbogenflagge wird zum Style. Gerade im "Pride Month" Juni wirbt so manches Unternehmen um Kundschaft aus der LGBTQI-Community. Ist das gut für die LGBTQI-Szene oder einfach nur eine Vermarktungsmaschinerie?

2020 jährt er sich zum 50. Mal: der Christopher Street Day. Er erinnert an einen Aufstand von Homosexuellen und anderen sexuellen Minderheiten gegen Polizeiwillkür in der New Yorker Christopher Street. Und vor genau zehn Jahren hat der damalige US-amerikanische Präsident den gesamten Juni zum "Pride Month" erklärt. Ein ganzer Monat, um auf die Belange der LGBTQI-Community aufmerksam zu machen – und diese zu feiern.

Ein für die Szene wichtiger und geschichtsträchtiger Monat also - auf den auch Unternehmen aufmerksam geworden sind. Die regenbogenfarbene Flagge findet sich auf den verschiedensten Produkten.

"Es ist mehr Sichtbarkeit und glücklicherweise auch mehr Normalität eingekehrt."
Michael Stuber, Diversity Ingenieur

Durch den Pride Month und die Verbreitung der Regenbogenfahne hat sich in den letzten Jahren schon einiges getan in Sachen Sichtbarkeit, es sei Normalität eingekehrt, sagt Michael Stuber, der seit 20 Jahren Inklusions- und Diversity-Forschung betreibt.

Pinkwashing mit der Regenbogenflagge

Die Kehrseite dieser Sichtbarkeit: Durch die inflationäre Verwendung nutze sich der Regenbogen als Symbol ab und verliere an "Impact", so Michael Stuber. Der Regenbogen sei ein politisches Symbol. Daher sei es auch problematisch, wenn Menschen, die Produkte mit diesem Symbol kauften, nichts damit verbinden.

"Die Platzierung des politischen Regenbogens auf Produkten ist insofern problematisch, wenn es nicht wirklich zum Produkt passt und der Käufer, oder die Käuferin auch nicht wirklich eine Botschaft damit verbindet. Oder eine Haltung ausdrücken möchte."
Michael Stuber, Diversity Ingenieur

Als Pinkwashing werden solche Marketingstrategien bezeichnet. Unternehmen identifizieren sich mit der LGBTQI-Bewegung, um ihrem Produkt ein gutes Image zu verpassen. Daher rät Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Rebekka Endler: Hinschauen und hinterfragen, wenn wir Pride-Artikel kaufen. Was ist das für ein Unternehmen? Welche Initiativen werden unterstützt? Welche Unternehmenskultur gelebt? Und hat vielleicht ein Mensch aus der LGBTQI-Gemeinschaft das Shirt, den Turnschuh designed?

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Der Pride Month ist auch für transidente und intersexuelle Menschen

Durch die Verbreitung der Regenbogenflagge wird nicht direkt Sichtbarkeit für die ganze LGBTQI-Community geschaffen: Aktuell werde die Regenbogenflagge von der Öffentlichkeit vor allem mit Schwulen und Lesben identifiziert, sagt Petra Weitzel, Vorständin der deutschen Gesellschaft für Transidentität und Intersexulität. Aber transidente und intersexuelle Menschen seien im Pride-Monat eben auch gemeint. Themen wie Bedürfnisse in der Medizin, wie Geschlechtsangleichung und Genitalverstümmelung bei intersexuellen kleinen Kindern fänden abseits von Interessengruppen kaum Aufmerksamkeit.

"Diese Themen betreffen Schwule und Lesben nicht und die gehen einfach unter, wenn man überall den Regenbogen drüberklebt."
Petra Weitzel, Vorständin der deutschen Gesellschaft für Transidentität und Intersexulität

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Shownotes
Vermarktung von LGBTQI
Pride Month: Das Marketing mit der Regenbogenflagge
vom 14. Juni 2019
Moderatorin: 
Sonja Meschkat
Autorin: 
Rebekka Endler, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin