Wir sind erschüttert über den Hilferuf in Primark-Klamotten. Und jetzt? Einfach weiter shoppen? Was sich ändern muss, damit wir unsere Verhalten ändern.
SOS aus der Textilhölle? In Primark-Klamotten sind kleine Zettel mit Hilferufen aufgetaucht, die die Arbeitsbedingungen bei Klamottenladen anprangern. Die Zettel könnten von asiatischen Näherinnen stammen.
"In der Kaufsituation stehen andere Dinge im Vordergrund. Die Farbe des T-Shirts. Der Preis der Hose."
Dass die Arbeitsbedingungen in asiatischen Sweatshops schlecht sind, weiß spätestens seit dem Einsturz einer Textilfabrik in Bangladesch vor einem Jahr vermutlich jeder. Trotzdem kaufen wir immer wieder bei Primark, H&M, Zara und vielen anderen. Warum? "Es gibt sicher viele Verbraucher, die jetzt schockiert sind und die ihr Konsumverhalten ändern wollen - das Problem ist, dass gute Vorsätze im Alltag vergessen werden", sagt die Konsumpsychologin Michaela Waenke.
Wenn wir im Landen stehen, gehe es um ganz andere Dinge: die Farbe des T-Shirts oder auch den günstigen Preis. Es hänge eben normalerweise kein Zettel an der Kleidung, der auf die Arbeitsbedingungen hinweist.
Was in solchen Situationen hilft? Training, sagt Michaela Waenke. Etwa sich mehr mit der Arbeitssituation beschäftigen, mehr zum Thema lesen, mit anderen darüber reden. Die Folge: Das Thema wird tiefer im Gedächtnis verankert und lässt sich dann im Laden nicht so einfach verdrängen.
Persönliche Botschaft
Allerdings gibt es bei der Kleiderproduktion das Problem, dass die Spreu nicht so einfach vom Weizen zu trennen ist. Das einzelne Unternehmen jetzt am Pranger stehen, heißt nicht, dass andere Unternehmen sauber arbeiten.
Das Interessante an den Primark-Hilferufen: Es handelt sich um eine persönliche Botschaft an den Kunden, sagt Michaela Waenke. Zumindest für die Kunden, die die SOS-Rufe in ihrer Kleidung gefunden haben, bleibe ein nachhaltiger Eindruck.