Es ist ein historischer Tag für die Türkei: Zum ersten Mal wählt die Bevölkerung ihr Staatsoberhaupt in einer direkten Abstimmung. Der große Favorit heißt Recep Tayyip Erdogan.

Erdogan ist seit elf Jahren türkischer Regierungschef, also der mächtigste Mann in der Türkei. Wenn er jetzt Präsident wird, dann gibt er doch eigentlich Macht auf, sollte man meinen. Denn das Amt des Präsidenten ist in der Türkei bisher eher nicht mit großen Befugnissen ausgestattet. Aber das soll sich ändern. Erdogan hätte, wenn er gewinnt, die Möglichkeit, sich aus dem politischen Klein-Klein zurückzuziehen. Nur scheint er genau das Gegenteil vorzuhaben.

"Erdogan hat mehrmals angekündigt, dass er die Rechte des Präsidenten voll ausschöpfen will. Außerdem hat er angedeutet, dass er die Verfassung gerne ändern würde."
Arne Hell, DRadio Wissen Nachrichten

Das kann im Endeffekt dazu führen, dass der bisherige Ministerpräsident das politische System der Türkei auf den Kopf stellt - dass er also ein System anstrebt, in dem der Präsident die wahre Nummer 1 im Staat ist, ähnlich wie das in Frankreich oder Russland der Fall ist.

Ganz andere Legitimation?

Die früheren Präsidenten der Türkei wurden bisher immer vom Parlament bestimmt. Wenn er jetzt aber direkt gewählt würde, dann hätte er auch eine ganz andere Legitimation - so lautet Erdogans Argument.

"Wenn er vom Volk gewählt sei, dann wolle das Volk ja, dass er bestimmt, so Erdogan. Das Problem ist nur: Wer kontrolliert ihn dann noch?"
Arne Hell, DRadio-Wissen-Nachrichten
Shownotes
Präsidentschaftswahl in der Türkei
Historische Abstimmung
vom 10. August 2014