Wenn die Psyche leidet, kann eine Therapie hilfreich sein. Erva hat damit gute Erfahrungen gemacht und spricht darüber. Der Psychotherapeut Johannes Kopf-Beck erklärt verschiedene Ansätze und sagt, was er von Gruppentherapie hält.
Die schwere Krankheit ihrer Mutter und der tödliche Verlauf haben Erva psychisch sehr zugesetzt. Die Folge war eine posttraumatische Belastungsstörung. Erva konnte nicht mit Familienangehörigen reden. Die waren schließlich auch Betroffene. Glücklicherweise musste sie nicht mal einen Monat auf einen Therapieplatz warten. Wichtig war ihr vor allem, dass eine Frau sie psychologisch betreut.
"Sie gibt mir den Raum, ich selbst zu sein. Das ist das Allerwichtigste."
Ervas Therapeutin hat sie in einer Notsituation aufgefangen, hatte Verständnis für sie und hat gut nachgefragt. Anfangs hatten sie wöchentliche Termine, später alle zwei Wochen, und heute sind es situationsabhängig drei bis vier Wochen Abstand zwischen den Terminen.
Erva macht eine Gesprächstherapie und findet: "Im Nachhinein über Monate und Wochen hat sich ergeben, dass wir gut zusammenpassen."
Dier vier Therapie-Ansätze
Anders als Erva blickt Johannes Kopf-Beck wissenschaftlich auf Therapieformen. Grob zusammengefasst gibt es vier gängige psychotherapeutische Methoden, sagt der wissenschaftlicher Mitarbeiter am Department für Psychologie der Ludwig-Maximilians-Universität München. Sie alle können mit dem Wort Gesprächstherapie gemeint sein - denn geredet wird bei allen. Ihr Ziel ist es, psychische Leiden zu mindern. Dabei können auch Gruppensitzungen effektiv sein, sagt der Psychologe.
"Gruppentherapien sind im ambulanten Setting leider nicht so verbreitet wie im stationären. Die sind auch sehr wirksam. Ich persönlich bin großer Fan davon."
Grundsätzlich überschneiden sich die Verfahren zunehmend. Gerade in der Praxis lassen sie sich nicht genau trennen. Die vier Therapieverfahren:
- Verhaltenstherapie, sie ist am weitesten verbreitet
- Tiefenpsychologische Verfahren, Ausgangspunkt ist die Biografie
- Analytische Verfahren, sie spielen heute keine so große Rolle mehr
- Systemische Psychotherapie, sie bezieht das Umfeld mit ein
Charakteristisch für eine Verhaltenstherapie ist, dass sie am konkreten Verhalten, am konkreten Denken des Einzelnen ansetzt.
"Verhaltenstherapie ist ein ziemliches Hands-On-Geschäft: Ganz konkrete Handlungs- und Denkalternativen zu erarbeiten und dann wirklich in den Alltag zu übertragen."
Der Weg zur richtigen Therapeutin oder zum richtigen Therapeuten beginnt in der Regel mit einem Sprechstundentermin und sogenannten probatorischen Sitzungen. Für diese ersten Sitzungen ist kein Antrag erforderlich.
"Meiner Meinung nach ist ein persönlicher Kontakt sehr wichtig. Informationsquellen im Internet können das persönliche Kennenlernen nicht ersetzen."
Grundsätzlich übernehmen Krankenkassen die Kosten für die Therapie mit einem der genannten vier Verfahren zu 100 Prozent. Sobald die Zahl der Sitzungen 24 übersteigt, müssen allerdings von therapeutischer Seite Anträge geschrieben werden – teils sehr umfangreiche. Johannes Kopf-Beck rät nicht grundsätzlich von Alternativangeboten wie etwa Life-Coaching ab, sagt aber: "Wenn es krankheitswertige Diagnosen sind, unbedingt ärztliche oder psychotherapeutische Hilfe in Anspruch nehmen."
Hinweis:
Die Ludwig-Maximilians-Universität München testet gerade (Stand 23.03.2022) eine App zur Stärkung psychischer Resilienz. Teilnehmen können grundsätzlich Menschen im Alter von 16 bis 22 Jahren. Die genauen Teilnahmevoraussetzungen sind an dieser Stelle veröffentlich.
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