Eigentlich war es eine wirklich schöne Freundschaft, an die wir gerne zurückdenken, die wir sogar vermissen. Dennoch melden wir uns nur selten wieder bei Menschen, zu denen der Kontakt eingeschlafen ist. Zwei Forscherinnen haben untersucht, warum das so ist.
Wir alle haben sie, die alten Freundinnen oder Freunde, an die wir hin und wieder denken, zu denen wir über die Jahre aber aus Gründen oder einfach nur so den Kontakt verloren haben. Uns bei ihnen zu melden, fällt vielen von uns schwer. Das haben zwei Psychologinnen aus Kanada und Großbritannien im Rahmen mehrerer Studien herausgefunden.
Nicht melden aus Angst vor Ablehnung
Die häufigsten Gründe, aus denen sich die Menschen nicht gemeldet haben, waren offenbar ein schlechtes Gewissen und die Angst vor Ablehnung, sagt Matthias Wurms aus den Deutschlandfunk-Nova-Wissensnachrichten, der sich mit den Studien beschäftigt hat.
Im Rahmen der Studienreihe wurden verschiedene Testpersonen gefragt, ob sie zu alten Freunden wieder Kontakt aufnehmen wollen. Sie wurden aufgefordert, das zu tun und es wurde untersucht, was ihnen dabei helfen könnte, sich zu überwinden. Denn tatsächlich fanden 70 Prozent der Probanden die Idee, wieder Kontakt aufzunehmen, zuerst gar nicht so reizvoll.
"Studien zeigen: Freundinnen und Freunde sind ganz klar mit das Wichtigste für ein glückliches Leben."
Die meisten haben es dann erst gar nicht probiert, sagt Matthias Wurms. Und auch in einem zweiten Test haben selbst von denen, die sich wirklich melden wollten, zwei Drittel ihre Nachricht am Ende nicht abgeschickt. Auch dann nicht, wenn sie davon ausgingen, dass sich die alten Freunde darüber freuen würden oder wenn es ganz leicht gewesen wäre, sich zu melden, weil sie zum Beispiel die Kontaktdaten hatten.
Bedeutung von (alten) Freundschaften bewusst machen
Die beiden Forscherinnen wollten den Widerstand ihrer Probanden aber nicht so ganz hinnehmen. Ihr Argument: Es lohnt sich, zu versuchen, eine alte Freundschaft wiederzubeleben. Studien zeigen nämlich, dass wir so ab Anfang 30 viele Freundinnen und Freunde aus der Jugend verlieren, weil wir umziehen, einen anstrengenden Job haben, Kinder kriegen.
"Du könntest dich ja auch selbst fragen, wie es dir damit ginge: Würdest du dich freuen, wenn eine alte Freundin dir plötzlich schreibt?"
Daher haben sich die Wissenschaftlerinnen Folgendes überlegt: Zunächst ließen sie die Proband*innen nette Nachrichten an aktuelle Freund*innen schicken. Und siehe da, danach waren tatsächlich zwei Drittel mehr bereit, sich auch bei einem alten Freund oder einer Freundin zu melden.
Wenn aus Selbsterfahrung Forschung wird
Und wer sich von den Tipps der Psychologinnen, ihren logischen Argumenten und Studien nicht überzeugen lässt, dass es doch eine gute Idee sein könnte, sich bei alten Freund*innen zu melden, den oder die könnte die persönliche Story der Forscherinnen inspirieren: Die beiden kannten sich vom gemeinsamen Studium in Kanada. Danach hatten sie jahrelang nur sporadischen Kontakt bis vor zwei Jahren. Da schrieb die eine der anderen zu Silvester eine Mail, in der stand: Ich vermisse dich. Tja, und dann haben sie die gemeinsame Studie angefangen.