US-Präsident Trump hat Verhandlungen über ein Ende des Ukrainekriegs mit Russlands Präsident Putin vereinbart. Im Raum steht, dass die Ukraine Gebiete abtreten soll. Denis Trubetskoy ist Journalist in Kiew und sagt, was das für ihn und sein Land bedeuten würde.
In 24 Stunden hat Donald Trump den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine nicht beendet, wie er es im Wahlkampf angekündigt hatte. Aber nun (Mitte Februar 2025) will er offenbar Tatsachen schaffen. Er hat mit Russlands Präsident Wladimir Putin telefoniert und über seinen Verteidigungsminister Pete Hegseth einen Plan präsentieren lassen.
Höchstens ein Frieden in Anführungsstrichen
Rhetorisch geht Hegseth in die Vollen und sagt: "Das Sterben muss ein Ende haben." Denis Trubetskoy arbeitet in Kiew als freier Journalist für deutschsprachige Medien. Sein Kommentar dazu: "Diese Vorstellung, dass der Krieg aufhört, ist nett und gut. Die schwierigere Frage ist aber, wie man Wladimir Putin davon überzeugen will, diesen Krieg einzustellen."
Die aktuelle US-Regierung scheint auch darauf eine Antwort zu haben – wenn man dem, was von dem Telefonat zwischen Trump und Putin durchgedrungen ist, glauben darf: Die Ukraine soll Teile ihres Territoriums abtreten, auch die Krim soll in russischer Hand bleiben. Außerdem soll die Ukraine auf eine NATO-Mitgliedschaft verzichten und Sicherheitsgarantien von den europäischen Staaten bekommen.
"Ich habe mich mit dem Gedanken abgefunden, dass ich meine Heimatstadt Sebastopol nicht mehr wiedersehen werde."
Bemerkenswert ist, dass bei den Verhandlungen offensichtlich das Land, um das es geht – die Ukraine – von den Verhandlungen ausgeschlossen ist.
Zumindest scheint die Ukraine bei dem angestrebten Deal keine große Rolle zu spielen – ebensowenig wie Europa, sagt Sarah Pagung, Programmleiterin für internationale Politik bei der gemeinnützigen Körber-Stiftung. Sie beschäftigt sich dort mit Osteuropa und Russland.
Bekommt Russland alles, was es will?
Sarah Pagung bewertet Trumps Vorgehen als wenig klug. Erstens, sagt sie, hätte Trump vielen Forderungen Russlands nachgegeben, bevor die Gespräche überhaupt begonnen haben. Damit begebe er sich in eine sehr schlechte Verhandlungsposition. Zweitens warnt Sarah Pagung davor, zu glauben, dass das Eingehen auf die russischen Forderungen so etwas wie dauerhaften Frieden bringen wird.
"Ich halte nichts davon, etwas an ein Land wie Russland herzugeben, das immer wieder bewiesen hat, dass es Verhandlungen und Waffenstillstände nutzt, um seine militärischen Anstrengungen zu verstärken und später wieder stark loszuschlagen."
Europa ist Stand jetzt wohl nicht am Verhandlungstisch vorgesehen, sagt Sarah Pagung. So oder so wird sich das, was Putin und Trump ausmachen, auf Europa und damit auf Deutschland auswirken. Durch das Vorpreschen Trumps werden sich Europa und die USA weiter voneinander entfernen.
Letztlich werde auch das ein Sieg für Russland sein, das danach strebt, den Westen auseinanderzudividieren, so die Politikwissenschaftlerin.
Europa und seine Verantwortung für die Ukraine
Darüber hinaus wird Europa sich positionieren müssen, meint Sarah Pagung – spätestens wenn es darum geht, die Sicherheitsgarantien für die Ukraine zu konkretisieren. Stand jetzt soll es keine Nato-Mitgliedschaft und möglicherweise auch keine nuklearen Sicherheitsgarantien geben.
"Welchen Wert haben dann solche Garantien überhaupt?", fragt die Politikwissenschaftlerin. Und wie sichert man dann eine Demarkationslinie zwischen Russland und der Ukraine, sollte es wieder zu einem Angriff kommen? Ist Europa wirklich bereit, Truppen dafür in die Ukraine zu schicken? Trump jedenfalls hat das für die USA ausgeschlossen.
"Man muss es ganz klar benennen: Russlands Ziel ist es, die ukrainische Staatlichkeit und die politische ukrainische Nation zu vernichten."
Aus der Sicht Europas – und erst recht aus der Sicht der Ukraine – sind die Aussichten also ziemlich trüb. Denis Trubetskoy hat inzwischen so einige Hoffnungen für sein Land aufgegeben, darunter die, dass die Halbinsel Krim von Russland zurückgegeben wird. Er verweist darauf, dass die Gebiete inzwischen in die Verfassung geschrieben wurden. Keine russische Regierung, egal ob mit oder ohne Putin, werde sie wieder abtreten, da ist sich der Ukrainer sicher.
Er klammert sich an die Hoffnung, dass es für sein Land nicht ganz so schlimm kommt, wie es derzeit aussieht. Viel anderes bleibt ihm nicht übrig.
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