Das Weltwirtschaftsforum hat eine neue Studie zur Geschlechtergerechtigkeit mit einem Länder-Ranking veröffentlicht, bei dem Ruanda und die Philippinen unter den Top Ten landen. Deutschland liegt dahinter.

Es ist schon viel passiert in den vergangenen Jahren in Bezug auf Gleichberechtigung in Deutschland. Trotzdem bezweifeln viele Menschen, dass Mann und Frau gleichberechtigt sind. Auch wenn Frauen im Bereich Bildung nicht nur gleichgezogen, sondern sogar die Männer überholt haben: Frauen machen häufiger das Abitur und ergreifen ein Studium als Männer.

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Dennoch ist der Gender Pay Gap, die unterschiedliche Bezahlung von Frauen und Männern bei gleichem Job und Qualifikation, zum Nachteil der Frauen immer noch relativ groß. Im Ranking landet Deutschland auf Platz 11. Auch die Geschlechtergerechtigkeit in puncto Erziehungs- und Hausarbeit ist längst nicht erreicht: Meist schultern die Frauen die Doppelbelastung von Beruf und Familie, stecken zurück und halten ihren Männern den Rücken frei.

Ruanda auf Platz 6

Wie kann es sein, dass all das in Ruanda oder auf den Philippinen schon sehr viel gerechter zwischen Männern und Frauen geregelt sein soll als in Deutschland? Beides sind Länder, die in ihrer Entwicklung und Wirtschaftskraft weit hinter Deutschland zurück bleiben - trotzdem ist Ruanda auf Platz 6 des Rankings gelandet. Kriterien sind die Erwerbschancen und die wirtschaftliche Teilhabe, Bildungschancen, Gesundheit und politische Teilhabe. Ein Blick in die Erhebung zeigt: Vor allem in Sachen politische Teilhabe liegt Ruanda weit vorne.

Linda Staude, Korrespondentin
"Wenn man auf die Familien guckt, dann heißt das: Die Frauen arbeiten, die Männer beschützen."

Unsere Korrespondentin Linda Staude bestätigt den Eindruck: Mehr als die Hälfte der Abgeordneten im Parlament sind Frauen und die Hälfte der Ministerposten ist mit Frauen besetzt. Außerdem seien viele Frauen berufstätig. Das hinge aber vor allem mit dem Genozid in Ruanda vor mehr als 20 Jahren zusammen. Damals sind vor allem sehr viele Männer getötet worden. Eine Situation ähnlich der in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg, in der die Trümmerfrauen den Wiederaufbau gestemmt haben.

Patriarchale Strukturen

Allerdings liegt Ruanda bei den Bildungschancen für Frauen sehr weit hinten. Innerhalb der Paarbeziehungen haben die Frauen wenig zu sagen, sie ordnen sich widerspruchslos der Dominanz ihres Mannes unter. Gewalt in der Ehe komme relativ häufig vor, sagt Linda.

Philippinische Familie
© dpa
Papa Filipino fährt Mama und Tochter mit dem Fahrrad durch die Gegend.

Mit der medizinische Versorgung und der Gesundheit von Frauen kommen die Philippinen auf die vorderen Plätze. Auch die Bildungschancen und die wirtschaftliche Teilhabe von Frauen sind vorbildlich. Unser Korrespondent Udo Schmidt kann das nur bestätigen: Die Frauen würden sehr selbstbewusst auftreten. Meist müssten die Frauen auch die Familie durchbringen, oft seien die Jobs der Overseas Workers aber keine qualifizierten Jobs, sondern eher Beschäftigungen als Kinderfrauen und Haushaltshilfen.

"Die Heldinnen der Philippinen, das sind die Overseas Workers, die im Ausland arbeiten und mit ihren Geldüberweisungen das Land zum Teil über Wasser gehalten haben."
Udo Schmidt, Korrespondent

Frauen sind in der philippinischen Politik stark vertreten. Deshalb landen die Philippinen auf Platz 7. Allerdings gibt Udo zu bedenken, dass es sich meist um Frauen aus den Elitefamilien handele. In Bereich der Politik sei demnach weniger das Gender-Thema ein Problem als vielmehr die Kluft zwischen den sozialen Klassen.

Mehr zum Thema Gobal Gender Gap Report 2015:

Shownotes
Gleichberechtigung
Besser als Deutschland
vom 08. Dezember 2015
Moderator: 
Markus Dichmann
Gesprächspartner: 
Udo Schmidt, Korrespondent Philippinen
Gesprächspartnerin: 
Linda Staude, Korrespondentin Ruanda