Der spektakuläre Raser-Prozess von Köln geht in die Revision. Eine wichtige Frage kann er aber nicht klären: Was tun, damit sich solche Fälle nicht wiederholen? Der Verkehrspsychologe Karl-Friedrich Voss hat ein paar Ideen.

Der Fall hatte für Aufsehen gesorgt: In Köln töten 2015 Raser eine 19-jährige Studentin, die mit dem Rad auf dem Radweg unterwegs ist. Jetzt beginnt der Revisionsprozess. Zuvor hatte der Bundesgerichtshof ein Urteil mit Bewährungsstrafen zum Teil aufgehoben. Es sei zu überdenken, ob die Täter nicht doch ins Gefängnis sollten. Für uns Grund genug zu fragen: Welche Strafen können Raser abschrecken? 

Strafen wirken nur rückwärts

Karl-Friedrich Voss, Vorsitzender des Bundesverbandes niedergelassener Verkehrspsychologen, räumt ein: Eine Gefängnisstrafe wirke immer abschreckend. Sie sei allerdings auch das letzte aller Mittel, um zu verhindern, solche Taten zu verhindern. Bei Rasern, die schon auffällig geworden sind, könne auch der Entzug des Führerscheins helfen oder wenn ihnen die Behörden das Auto wegnehmen. Ein zentrales Problem bleibe bei all dem aber Außen vor: Strafen wirken nur rückwärts. Sie sollen vor dem abschrecken, was hinterher beklagt wird. 

Als Wissenschaftler zieht Karl-Friedrich Voss es vor, vorwärts zu denken. Er ist überzeugt: Eine Straftat fängt oft im Kleinen an. Etwa, wenn sich Fahrer weigern, einen anderen überholen zu lassen. So gibt es eine Vorschrift, die besagt: Wer sich mit einem anderen Fahrzeug auf gleicher Höhe befindet, darf seinen Überholvorgang zu Ende bringen. Viele Fahrer verhinderten das allerdings und darum sei es wichtig, immer wieder auf diese Regel hinzuweisen. Kurz zusammengefasst: Es gibt sehr viele Regeln im Straßenverkehr, die Schlimmeres verhindern könnten, aber regelmäßig missachtet werden.

"Ich bin nicht grundsätzlich gegen Sanktionen und Maßnahmen und Abschreckung. Aber das sollte man in Verbindung mit Maßnahmen zur Aufklärung und zur Verhaltensänderung tun."
Karl-Friedrich Voss, Vorsitzender des Bundesverbandes niedergelassener Verkehrspsychologen

Bleibt die Frage, warum sich gerade im Straßenverkehr so viele Fahrer mutwillig über Regeln hinwegsetzen. So haben in der Vergangenheit Fälle für Aufsehen gesorgt, bei denen Gaffer den Verkehr und sogar Rettungskräfte behindert haben, obwohl das ausdrücklich untersagt ist. Hier sei dass Problem, dass es eine nur schwer zu definierende Grenze zwischen Fahrern geben, die bei einem Unfall aus dem Fenster schauen und denen, die ein strafbares Verhalten an den Tag legen. Karl-Friedrich Voss hält es für falsch, möglichst viele Fahrer zu Kriminellen zu machen. Seine Maxime: Autofahrer mit Aufklärung auf ihr Fehlverhalten aufmerksam zu machen und es so zu verhindern. Vor allem auf Abschreckung zu setzen - davon hält er nichts.  

  • Kurz und Heute
  • Moderator: Till Haase
  • Gesprächspartner: Karl-Friedrich Voss , Verkehrspsychologe