Rassismus ist ein strukturelles Problem, das sich im Alltag zeigt. Vieles, was Menschen ohne Rassismus-Erfahrungen kaum oder gar nicht wahrnehmen, hat für Betroffene tief reichende Folgen. Was dagegen hilft, ist Aufklärung, Haltung zeigen und Unterstützung anbieten, wenn jemand rassistisch behandelt wird.
In ihrem Alltag begegnet Shana Jones immer wieder sogenannter positiver Rassismus. Andere Menschen machen ihr dann aufgrund ihrer Hautfarbe ein vermeintliches "Kompliment".
Sie gehen etwa davon aus, sie sei besonders gut im Tanzen, Singen oder Sprinten. "Das sind Leute, die meinen, sie würden etwas Positives sagen, aber es ist das Gegenteil der Fall. Weil mir immer wieder klar wird: Okay, ich bin anders", erklärt sie.
Tägliche Konfrontation mit Stereotypen
Was die Menschen also tatsächlich machen, ist Othering. Das bedeutet: Sie schreiben einer Person bestimmte Eigenschaften zu und heben diese als besonders hervor. Das nutzen sie, um die Person aus ihrer Gruppe auszugrenzen, weil sie die Person als andersartig beschreiben. Oft werten sie die andere Person mit diesen Stereotypen ab, erklärt Thivitha Edwin vom Antidiskriminierungsbüro des Caritasverbands Köln.
"Wir schreiben dann den 'Anderen' bestimmte Dinge zu: Deutschkenntnisse, Intelligenz, Musikalität, Kriminalität. Zu sagen 'Du bist so schön, du bist so sportlich und so weiter' ist direkt verbunden mit dem negativen Stereotyp über schwarze Menschen, dass sie weniger intelligent als weiße Menschen sind."
Bekommen wir mit, dass jemand rassistisch behandelt wird, sei es als nicht-betroffene Person wichtig, Haltung zu zeigen. Als Freund oder Freundin von Betroffenen können wir der Person, von der das rassistische Verhalten ausgeht, zum Beispiel spiegeln, was sie sagt und sie mit ähnlichen Stereotypen über sie selbst konfrontieren, sagt Shana Jones.
"Von der Person, die bei mir ist, fände ich es cool, das einfach zu spiegeln. Das heißt, zu sagen: 'Wahrscheinlich bist du gut im Pünktlichsein und isst den ganzen Tag Kartoffeln.' Blödes Beispiel, aber genau so blöd sind die Vorurteile mir gegenüber."
Ebenso wichtig ist es, einzugreifen und Hilfe anzubieten, wenn wir mitbekommen, wie jemandem zum Beispiel auf der Straße, in der Bahn, im Klub Rassismus widerfährt.
Auch nachdem die eigentliche Situation vorbei ist, kann es helfen, auf die betroffene Person zu zugehen und bei ihr nachzufragen, ob sie Unterstützung braucht, so die Antidiskriminierungsbeauftragte. Es gehe darum, Betroffenen zu zeigen, dass sie nicht alleine sind.
Wandel ist Aufgabe von allen
In ihren Workshops bekommt Thivitha Edwin hingegen oft mit, wie viele Menschen davon ausgehen, Rassismus sei ein Problem, das sie nicht betreffe. Das sind vor allem Menschen, die sich kaum bis gar nicht mit dem Thema auseinandersetzen, sagt sie. Im Umkehrschluss gehen sie davon aus, nichts an den rassistischen Strukturen verändern zu können.
Für einen Wandel hin zu Gleichberechtigung und Toleranz brauche es aber alle: Jede und jeder trägt hier eine Mitverantwortung. Dafür braucht es die Bereitschaft, sich über Rassismus zu informieren und alte Denkmuster zu hinterfragen, statt in eine Abwehrhaltung zu gehen. Denn dann kann eine Auseinandersetzung stattfinden, erklärt sie.