Für die Einen: Symbol traditioneller Südstaaten-Werte. Für die Anderen: Sinnbild für Sklaverei und Rassismus. Nach dem Attentat von Charleston streiten die USA über die Südstaatenflagge.
Die rote Flagge mit blauem Kreuz und weißen Sternen stammt aus der Zeit des Amerikanischen Bürgerkriegs im 19. Jahrhundert. Damals haben die Südstaaten gegen die Nordstaaten gekämpft. Es ging unter anderem um die Frage, ob die Sklaverei beibehalten oder abgeschafft werden sollte. Letzteres wollten die Nordstaaten, die den Krieg schließlich auch gewonnen haben.
Nach Kriegsende wurde die Südstaatenflagge für kurze Zeit verboten. Trotzdem blieb sie populär – bis heute. Für viele Weiße repräsentiert sie die traditionellen Südstaaten-Werte: Familie, Freiheitsliebe, Abneigung gegen Washington. Allerdings nutzen auch Rassisten und Rechtsradikale die Flagge. Viele Afro-Amerikaner lehnen sie daher ab.
Südstaatenflagge weht nicht auf Halbmast
Auch der mutmaßliche Attentäter, der in einer Kirche in Charleston neun Schwarze erschossen hatte, scheint sich mit der Südstaatenflagge zu identifizieren: Es gibt Fotos, auf denen er die Flagge hochhält und sie klebte auch auf seinem Auto. Und nun weht ausgerechnet die Südstaatenflagge vor dem Parlament in South Carolinas Hauptstadt Columbia nicht auf Halbmast, anders als die US-Flagge und die Flagge des Bundesstaats. Die offizielle Begründung lautet: Um die Südstaatenflagge auf Halbmast zu setzen, hätte erst das Parlament zustimmen müssen.
"Die Flagge ist ohnehin schon umstritten. Und jetzt wurde sie nicht mal auf Halbmast gesetzt. Das empfinden viele als Provokation."
Am Samstag haben in Columbia Tausende gegen die Flagge demonstriert, eine Online-Petition hat bereits hunderttausende Unterschriften gesammelt. In die Diskussion mischen sich auch hochrangige Politiker ein, etwa der ehemalige republikanische Präsidentschaftskandidat Mitt Romney:
Mehr über den Flaggenstreit im Netz:
- Welche Bedeutung hat die Südstaatenflagge heute? | Interview mit Matthew Guterl
- Traurigkeit und ein leeres Blatt Papier | Jon Stewart nach dem Charleston-Attentat