Es war die größte Razzia gegen Clan-Kriminalität in der Geschichte von Nordrhein-Westfalen: 1.300 Polizisten und 300 Zoll- und Finanzbeamte kontrollierten Shisha-Bars, Wettbüros und Cafés in sechs Städten im Ruhrgebiet. Die Bilanz: 14 Festnahmen, Hunderte Anzeigen, beschlagnahmte Waffen. Doch es ging um viel mehr.
Der Ansatzpunkt der Beamten: Sie hatten den Verdacht, dass in Teestuben, Shisha-Bars und Clubs Dinge passieren, die nicht in Ordnung sind, weil sie gegen das staatliche Gewaltmonopol verstoßen, erklärt unser NRW-Korrespondent Moritz Küpper. Oder wie es Herbert Reul, Innenminister von Nordrein-Westfalen, ausdrückte: Die staatlichen Organe könnten nicht zulassen, dass an einigen Orten des Bundeslandes das Recht der Straße, statt dem des Staates gelte.
Groß angelegte Aktion für große mediale Verbreitung
Klar scheint aber auch: Die Beamten wollten, dass ihre groß angelegte Aktion mediale Verbreitung findet. Auch deshalb wurden vorab viele Journalisten informiert. Vorbild für die Taktik der Polizei könnte auch die Festnahme von Al Capone sein, sagt Moritz Küpper. Der größte Gansterboss aller Zeiten wurde nicht wegen Mord oder Drogenhandel gefasst – er stolperte über Steuervergehen. Und so kontrollierten die Beamten in NRW den Tabak in Shisha-Bars oder überprüften Hygienevorschriften, um ein Einfallstor in die sehr verschlossenen Clanstrukturen zu finden.
"Die Machtdemonstration sollte bei den Clans ankommen, sie sollte aber auch bei der ganz normalen Bevölkerung ankommen. Nach dem Motto: 'Wir haben etwas identifiziert, wir haben das im Blick. Und: Wir gehen dagegen vor.'"
Trotz vermeintlicher Lappalien wie Verstößen gegen das Nichtrauchergesetz, sollte aber nicht der Eindruck entstehen, dass es keine gefährliche Clankriminalität in NRW gäbe. Der massive Polizeieinsatz am Wochenende sollte vor allem abschreckend wirken, sagt Moritz Küpper. Und so standen knapp 2000 Staatsdiener knapp 14 festgenommene Personen und mehr als 100 Strafanzeigen gegenüber. Eine Art Machtdemonstration, die zum einen bei den Clans ankommen sollten. Auf der anderen Seite sollte aber auch der Bevölkerung vermittelt werden: Die Polizei hat ein Problem identifiziert – und sie geht dagegen vor.
Insgesamt waren sechs Polizeipräsidien beteiligt, die teilweise für mehrere Städte zuständig sind. Der Schwerpunkt der Clankriminialität liegt bislang in Essen und Dortmund. Allerdings scheint sie sich immer weiter auszubreiten – zum Beispiel nach Bochum. Dort war es schon die achtzehnte Razzia in anderthalb Jahren. Auch dass zeigt die Dreistigkeit der Täter. Unser Korrespondent berichtet davon, dass die Beamten an einigen Orten sogar dreimal in der Nacht vorbeischauten – und beim dritten Mal die meisten Gesetzesverstöße registrierten.
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