Die Herkunft entscheidet in Deutschland mit über Aufstiegschancen. Jugendlichen aus bildungsfernen Schichten fehlt meistens ein Netzwerk. Also hat Natalya Nepomnyashcha eines gegründet.
Ihre Eltern haben Mitte der 90er Jahre in Kiew ihre Jobs verloren, ihr Vater als Buchbinder und ihre Mutter als Beschafferin in einer Fabrik. Die Sowjetunion war einige Jahre zuvor zusammengebrochen. Perspektiven? Keine! Also kam Natalya Nepomnyashcha mit ihren Eltern 2001 nach Augsburg. Sie lernte Deutsch und kämpfte sich durch die Realschule. Bis sie überall Einsen hatte – außer in Sport. Als sie aufs Gymnasium wechseln wollte, wurde sie ausgebremst. Sie passte nicht in die vorgesehene Schublade, erzählt sie in Eine Stunde Talk.
"Jedes Kind und jeder junge Mensch soll die gleichen Chancen haben!"
Natalya suchte sich ihren eigenen Weg: mit 17 Jahren nach München, dort Ausbildung zur Fremdsprachen-Korrespondentin, Anerkennung der Ausbildung in England als Bachelor, danach Master in Internationalen Beziehungen in Preston. "Wäre ich den vorgesehenen Weg gegangen, hätte ich mit 21 mein Abitur gemacht", erinnert sie sich. "So hatte ich mit 22 Jahren meinen Master. Das hat sich gut angefühlt."
"Wir müssen das mehrgliederige Schulsystem abschaffen."
Schließlich erfüllte sie sich einen großen Traum und zog nach Berlin. "Ich habe gedacht, die nehmen mich mit Kusshand", erzählt sie rückblickend. Doch das war nicht so. Denn Natalya fehlte ein entscheidender Faktor: das Netzwerk.
Netzwerk für Chancengleichheit
Also hat Natalya das Netzwerk Chancen ins Leben gerufen, das sich für echte Chancengleichheit einsetzt, insbesondere für Jugendliche aus finanzschwachen und bildungsfernen Familien. Damit will Natalya verhindern, dass sie nicht alle Kämpfe ausfechten müssen, die die sie selbst bestreiten musste.
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