Ein Hersteller in den USA hat ein Vaginalzäpfchen auf den Markt gebracht. Es enthält die Wirkstoffe Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD) und soll gegen Regelschmerzen helfen ohne high zu machen. Notfallmediziner Michael Wünning hält das für keine so gute Idee.

Bei jeder fünften Frau verläuft die Regelblutung schmerzhaft. Bei manchen Frauen sind die Schmerzen so groß, dass sie nur mit Schmerzmitteln einen einigermaßen normalen Tagesablauf hinbekommen. Doch auch die Schmerzmittel haben Nebenwirkungen. Sie können abhängig machen, Kopfschmerzen verursachen und greifen die Magenschleimhäute an.

Die Lösung eines US-Herstellers klingt daher verlockend: Zusätzlich zum Tampon wird während der Menstruation ein Vaginal-Zäpfchen eingeführt, das THC und CBD enthält. Beide Wirkstoff werden direkt über die Schleimhäute aufgenommen und sollen schmerzlindernd und entkrampfend wirken.

Extrem hoch dosiert

60mg Tetrahydrocannabinol (THC) und 10mg Cannabidiol (CBD) sind in den Zäpfchen enthalten. Das ist mehr als in einem durchschnittlichen Joint. sagt der Notfallmediziner Michael Wünning.

  • Cannabidiol ist eine wenig euphorisierende Art des Cannabis und wirkt entkrampfend und entzündungshemmend
  • 60 mg Tetrahydrocannabinol wirken berauschend - auch wenn sie über die Scheidenschleimhäute aufgenommen werden

Das Versprechen, dass die Zäpfchen nicht high machen würden, sei also mit Vorsicht zu genießen.

"Was kritischer zu sehen ist, ist das THC. 60 Milligramm reines THC entspricht mehr als einem normalen Joint. Und davon wird man definitiv psychisch affektiert und high."

Klassische Schmerzmittel statt Cannabis?

"Ich würde davon abraten, Substanzen zu konsumieren, deren Wirkung nicht zu 100 Prozent geklärt ist", sagt Michael Wünning. Die Forschung in Sachen THC sei schon sehr weit gekommen: Mediziner wissen zum Beispiel an welchen Hauptrezeptoren THC im Gehirn ansetzt, sagt der Notfallmediziner, allerdings ist THC ein sehr komplexer Stoff und es fehlen noch Studien, um seine Wirkung gänzlich zu verstehen.

Die Vaginalzäpfchen werden in Deutschland darum wohl kaum zugelassen werden, schätzt Michael Wünning. Denn immerhin handelt es sich um eine psychoaktive Substanz, die nicht von jedem Menschen gut vertragen wird. THC könne unter anderem zu Angstzuständen, Paranoia und Depressionen führen.

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Shownotes
Regelschmerzen
Cannabis zum Einführen
vom 16. Februar 2016
Moderation: 
Ralph Günther
Gesprächspartner: 
Dr. Michael Wünning, Leitender Arzt im Zentrum für Notfall- und Akutmedizin am Kath. Marienkrankenhaus Hamburg