Normalerweise landen unsere Gemüsereste in der Küche schnell im Müll. Dabei lassen sich die vermeintlichen Küchenabfälle durch Regrowing beinahe unendlich nachzüchten – und das ganz ohne großen Aufwand und eigenen Garten.
In unseren pflanzlichen Küchenabfällen steckt oft noch eine Menge Potenzial. Mit etwas Wasser, Erde, Licht und einer Handvoll Zuwendung können wir jedoch vieles davon nachwachsen lassen. Darüber haben die Autoren Melissa Raupach und Felix Lill ein Buch geschrieben: "Regrow your veggies: Gemüsereste endlos nachwachsen lassen". Beim Regrowing unterscheidet Melissa in drei Kategorien – dem Anfängermodell, die Mittelklasse und die Königsklasse. Zum Anfängermodell gehören Lauch, Frühlingszwiebel oder der Romanasalat. Zur Mittelklasse zählen Gemüse wie Rote Beete oder Chinakohl. Zur Königsklasse zählt beispielsweise die Ananas.
Nutze die Kraft des Zwiebelstrunks
Wenn wir für einen Salat Frühlingszwiebeln schneiden, dann landet der Strunk normalerweise im Abfall. Dabei stecke hier viel Kraft und Energie, die wir uns zunutze machen können, sagt Melissa.
"Der Strunk der Frühlingszwiebel, da wo die Wurzeln dran sind, landet normalerweise im Müll. In dem steckt aber noch ganz schön viel Kraft und Energie und die kann man sich zunutze machen."
Bei der nächsten Salatzubereitung rät die Autorin, den Strunk der Frühlingszwiebel einfach etwas großzügiger abzuschneiden. Wenn wir den Strunk mit der Wurzel nach unten in ein Wasserglas stellen und das Wasser täglich wechseln, dann entspringe nach einer guten Woche aus der Mitte des Strunks neues Grün.
Jetzt den Strunk mit etwas Erde eintopfen und mit ein wenig Geduld, Pflege und einem hellen und warmen Standort haben wir relativ schnell selbst gezogene Frühlingszwiebeln. Das Tolle am Regrowing sei, dass die Zucht für die meisten Pflanzen bei genügend Licht auch auf dem Fensterbrett funktioniere, so Melissa.
"Das Tolle am Regrowing ist, dass man tatsächlich keinen Garten braucht, sondern dass es für die meisten Pflanzen auf dem Fensterbrett funktioniert. Wichtig ist wie bei allen Pflanzen, die brauchen Licht."
Bei der Roten Beete sei das Interessante, dass nicht die Knolle, sondern die Blätter nachgezogen werden, sagt Melissa. Dafür den oberen Teil – dort, wo eigentlich die Blattpaare herauskommen – in Wasser einlegen, dann in Erde einpflanzen und schon bald würden neue Blätter sprießen. Die essbaren Blätter würden sich zum Beispiel wunderbar dazu eignen, Salate oder Reisgerichte zu garnieren.
Ran an die Ananas
Bei der Ananas gelte es bei den reifen Früchten, den Strunk vorsichtig aus der Frucht zu drehen und vom restlichen Fruchtfleisch zu befreien. Auch hier werde der Strunk erstmal in Wasser eingelegt, das regelmäßig gewechselt werden sollte. Wenn sich dann kleine Wurzeln bilden, den Strunk einfach in Erde eintopfen und schon bald wachse eine wunderschöne, exotische Zimmerpflanze, sagt Melissa. Mit der Herausbildung einer Frucht dürfte es allerdings schwierig werden, da es in Deutschland keine tropischen Bedingungen gibt. Wer aber einen Wintergarten und sehr viel Geduld habe, schaffe es vielleicht bis zur Mini-Ananas.
Doch nicht immer will die Nachzucht gelingen. Dass zum Beispiel ein Avocadokern nicht keime, sei völlig normal, sagt Melissa. Um die Chancen zu erhöhen, rät sie, gleich mehrere Kerne zu präparieren und aufs Fensterbrett zu stellen.
Und selbst, wenn wir es nicht schaffen jedes Gemüse nachzuziehen, erhalten wir meist zumindest eine schöne Pflanze, die immer auch ein tolles, selbstgemachtes Geschenk oder Mitbringsel sind. Denn beim Regrowing gehe es nicht darum, seinen kompletten Bedarf an Früchten und Gemüse zu decken. Viel wichtiger sei die Rückbesinnung und zu staunen, wie viel Leben und Kraft in den Pflanzen stecke, so Melissa.
"Beim Regrowing geht es nicht darum, seinen kompletten Bedarf zu decken, sondern wieder eine Rückbesinnung zu haben, dass so einfach neues Leben und soviel Kraft in den Pflanzen steckt und dass man nicht unbedingt einen Garten dazu braucht."