Blähungen, Krämpfe, Durchfall: Das Reizdarmsyndrom ist für Betroffene eine unangenehme Sache – und nur die wenigsten sprechen darüber. Helfen kann die sogenannte Low-Fodmap-Diät – dabei lasst ihr bestimmte Lebensmittel für eine gewisse Zeit weg. Auf jeden Fall solltet ihr Fachleute um Rat bitten.
Mindestens 10 bis 15 Prozent aller Erwachsenen weltweit leiden am Reizdarmsyndrom. Die Zahl bezieht sich allerdings nur auf diejenigen, die mit ihren Beschwerden zum Arzt gehen. Möglicherweise gibt es also noch viel mehr Menschen, die einen Reizdarm haben und von Übelkeit, Magenkrämpfen und Bauchschmerzen geplagt werden. Einigen ist möglicherweise nicht klar, dass es sich um eine Darmerkrankung handelt, die man mit der entsprechenden Behandlung im besten Fall sogar heilen kann.
"Wenn der Darm ein bisschen überreagiert, produziert er gleich ganz viele Blähungen oder ganz viel Durchfall."
Andere hingegen versuchen, sich selbst zu helfen, indem sie viele Lebensmittel ausklammern. Diese Vermeidungsstrategie nehme zum Teil absurde Formen an, sagt die Gastroenterologie Birgit Terjung. Denn die betroffenen Menschen ließen teils viele Dinge weg, die wichtig für die Ernährung und die eigene Gesundheit sind.
Reizdarm: Die Ursachen können sehr unterschiedlich sein
Die Ursachen für einen Darm, der – unter Umständen chronisch – gereizt ist, können sehr unterschiedlich sein. Die Reizung kann hervorgerufen werden durch:
- Infektionen, die durch Viren oder Bakterien ausgelöst wurden
- Nahrungsmittelunverträglichkeiten
- Erhöhte Empfindlichkeit im Darmnervensystem
Der Magen-Darm-Trakt ist wie ein Spinnennetz von Nerven umhüllt. Es kann passieren, dass diese Nerven Impulse aufgrund einer Störung nicht richtig weitergeben. Dadurch können viele unterschiedliche Symptome – zum Beispiel Verstopfungen, Durchfall oder Bauchkrämpfe – ausgelöst werden.
"Viele Patienten klammern ganz viel aus ihrem Leben aus, was sie nicht mehr essen – sie essen nachher nur noch völlig irrsinnige Dinge."
Ein Ansatz, der sich bei Reizdarm-Patient*innen bereits bewährt hat, wurde nun in einer im April 2024 veröffentlichten Studie näher unter die Lupe genommen. Dabei wurden Menschen untersucht, die bei ihrer Ernährung unter Aufsicht Lebensmittel weggelassen hatten, die unter dem Begriff "Fodmap" zusammengefasst werden, das steht für fermentierbare Oligosaccheride, Disaccheride, Monosaccheride und Polyole.
Ernährungstherapie erfolgreicher als Behandlung mit Medikamenten
Für die Studie hatten die Proband*innen schnell verdauliche Zucker wie Lactose oder Fructose, aber auch Zuckeralkohole wie in Süßstoffen aus ihrer Ernährung verbannt. Zu den Lebensmittel, die vermieden wurden, zählten somit auch Milchprodukte, Obst (das viel Fruchtzucker enthält) wie Bananen und auch süße Getränke.
Die Studienautor*innen vermuten, dass durch das Weglassen der Fodmap-Lebensmittel weniger Wasser im Dünndarm zurückgehalten wird. Zudem werden wahrscheinlich weniger Gase im Darm produziert, weil durch das Fehlen bestimmter Stoffe weniger "Futter" für gewisse Darmbakterien vorhanden ist. Dadurch können diese dann auch weniger Stoffwechselprodukte erzeugen.
Durch Ernährungsumstellung kommt der Darm offenbar zur Ruhe
Die Ernährungstherapie hat aber wohl auch einen Einfluss auf die Darmbewegung. Sie führt nämlich dazu, dass der Darm mehr zur Ruhe kommen kann.
Auch mit Medikamenten, die Kontrollgruppen verabreicht wurden, konnte den Proband*innen geholfen werden, allerdings hat sich der Studie zufolge gezeigt, dass die sogenannte Low-Fodmap-Diät mehr Patient*innen Linderung verschafft hat.
"Die Unterschiede waren zumindest numerisch vorhanden. Sie ermutigen, der Ernährungstherapie einen wirklichen Stellenwert in der Behandlung des Reizdarmsyndroms zuzuschreiben."
Das Ziel ist es, Lebensmittel, die man über einen gewissen Zeitraum weggelassen hat, später wieder nach und nach zu verzehren – und zu beobachten, ob und in welchen Mengen man sie verträgt. Gleichzeitig ist es wichtig, dafür zu sorgen, dass man nicht zu viel Stress hat, um das eigene Nervensystem – und somit auch das Darmnervensystem – zu schonen.
Achtung: Eine medizinisch erforderliche Diät sollte immer von Ernährungswissenschaftler*innen oder Ärzt*innen begleitet werden.