Wer jeden Monat sein Gehalt vollständig ausgibt und vom Dispo lebt, dessen Schuldenberg wird immer größer. So machen wir es gerade mit den Ressourcen der Erde - was sie uns für ein Jahr zur Verfügung stellen könnte, haben wir jetzt schon aufgebraucht.
Für den Rest des Jahres müssen wir vom Dispo leben: Wenn die natürlichen Ressourcen der Erde für ein Jahr auf einem Konto liegen würden, wäre das ab heute leer. Das globale Netzwerk Global Footprint Network hat ausgerechnet, dass die Menschheit heute alle nachhaltig nutzbaren Ressourcen für dieses Jahr verbraucht hat. Deshalb hat das Netzwerk den Earth Overshoot Day ausgerufen. Der ist dieses Jahr sechs Tage früher als letztes Jahr - soll heißen, wir haben noch mehr über unsere Verhältnisse gelebt als 2014. 1987 zum Beispiel – also vor 28 Jahren - war unser Konto noch fast ausgeglichen.
In den nächsten Monaten leben wir also von Ressourcen, die sich in diesem Jahr nicht wieder herstellen lassen. Das heißt, wir müssen an die Reserven heran - wenn man bei dem Vergleich zum Gehalt bleiben will, müssen wir unser Erspartes anbrechen. Wenn wir das natürlich jedes Jahr machen, ist das Ersparte irgendwann weg - laut dem Global Footprint Network bräuchten wir eigentlich 1,6 Erden, um so zu leben, wie wir das tun.
Die Berechnungen des Global Footprint Networks für den Earth Overshoot Day beruhen auf zwei Grundlagen: Auf der Fähigkeit der Erde, Rohstoffe wiederherzustellen, wenn sie verbraucht sind, und auf unserem ökologischen Fußabdruck. Der errechnet sich daraus, was wir an Wäldern oder Ackerflächen verbrauchen, um zum Beispiel Energie, Nahrung oder Holz zu gewinnen, oder auch, wie viel Müll und Abgase wir produzieren. Verbrauch und Vorrat stimmen leider nicht überein bei der Rechnung: Wir nutzen mehr als es gibt.
Die Forderungen, die dazu von Naturschützern kommen, haben wir alle schon oft gehört. Wir brauchen mehr nachhaltige Landwirtschaft, weniger Verkehr und mehr grüne Energie. Das ist zum Einen Sache der Politiker, zum Anderen auch unsere eigene Aufgabe.
Den eigenen ökologischen Fußabdruck berechnen
Auf einer Webseite vom WWF, der auch mit dem Global Footprint Network zusammenarbeitet, kann man sich seinen eigenen Fußabdruck berechnen. DRadio Wissen-Autorin Anne Cuber hat den Test für sich gemacht. Weil es Deutschland in den Berechnungen auf der Webseite noch nicht gibt, hat Anne die Schweiz als Basis genommen. Dann musste sie Fragen zu ihrem Lebensstil beantworten: Wie oft isst Du Fleisch, wie oft Milchprodukte, wie viele regionale Produkte gibt’s in Deiner Küche? Wie oft nutzt Du das Auto, wie oft fliegst Du, in welchem Haus wohnst Du? Am Ende kam bei Anne heraus: Wenn alle so leben würden wie sie, bräuchte es 1,6 Mal so viele Ressourcen wie die Erde uns zur Verfügung stellen kann. Der Durchschnitts-Deutsche bräuchte 2,6 Erden.
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