Für Betroffene ist es der Horror: Wenn ohne ihr Einverständnis Nacktfotos oder Sexvideos im Netz auftauchen. In Dänemark hat sich jetzt eine Forscherin damit beschäftigt, was die Gründe der Täter sind, solche Bilder und Videos zu verbreiten.
Wenn der gekränkte Exfreund oder die verletzte Exfreundin Nacktfotos oder private Sexvideos ins Netz stellen und über Social Media verbreiten, dann nennt sich das Revenge Porn - Racheporno. Für Betroffene, wie zum Beispiel Julie, ist es ein absoluter Albtraum, wenn Freunde, die ganze Schule, ja vielleicht sogar die ganze Stadt plötzlich sieht, was ursprünglich mal nur für die Augen von zwei Menschen bestimmt war.
"Das waren Bilder, die ich mit einem Exfreund aufgenommen hatte, der damals mein Freund war. Das war unser Augenblick, und das war nur für uns beide."
Julie sagt, dass es für sie das Schlimmste war, was sie sich damals vorstellen konnte: "Und ich kann mich daran erinnern, dass ich nicht mehr ich selbst sein wollte, dass ich nicht mehr leben wollte."
Was treibt die Täter an?
Revenge Porn ist in Dänemark seit Jahren ein Thema, unter anderem, weil sich nicht alle Opfer wegducken. Laut Justizministerium sind es vor allem Mädchen zwischen 14 und 17 Jahren, die mit Rachepornografie kämpfen. Untersuchungen zeigen, dass über die Hälfte der 15- bis 30-jährigen Dänen schon einmal Nacktbilder zugesendet bekommen haben.
Und ein Fünftel davon hat auch schon ein oder mehrere Nacktbilder von jemandem geteilt, den sie gar nicht kannten. Und genau das ist einer der Gründe, warum die Soziologin Kathrine Elmose von der Universität Kopenhagen auch nicht von Revenge oder Racheporno spricht:
"Ich würde es allgemein unfreiwilliges Teilen von visuellem, intimem Material nennen."
Rache ist nur ein Motiv
Kathrine Elmose hat sich in ihrer Masterarbeit damit beschäftigt, wie sich dieses intime, visuelle Material im Netz verbreitet. Und sie hat nachgeforscht, was diejenigen antreibt, die es veröffentlichen. Das Ergebnis der Arbeit: Rache eines gekränkten Ex-Partners, ist nur ein Motiv. Nacktbilder und Sexfilme sind eine Ware, denn es gibt dafür einen Markt.
"Diejenigen, die solches Material teilen, handeln in verschiedenen Währungen."
Die Soziologin hat vor allem zwei Milieus im Netz ausgemacht, in denen diese Bilder verbreitet werden: Das eine ist quasi der virtuelle Schulhof. Hier kennen sich die Täter, sie benutzen ihre echten Namen und tauschen vornehmlich Bilder von Klassenkameradinnen und Klassenkameraden. Der Kick: Alle kennen denjenigen oder diejenige auf den Bildern.
Das andere Milieu sind Foren, in denen anonym mit Videos und Bildern gehandelt wird. Hier kann es sein, dass Täter Material als Zwischenhändler weiterreichen, um an andere Fotos zu kommen. Kathrine Elmose sagt auch, dass gerade sozial isolierte Menschen, Revenge Porn als Mittel nutzen, um Aufmerksamkeit zu bekommen.
"Es gibt internationale Studien, die zeigen, dass es einen Zusammenhang zwischen einer niedrigen Selbstbeherrschung und der Aktivität des Teilens gibt."
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