Die Angst vor Thrombosen durch eine Astra-Zeneca-Impfung ist bei vielen groß. Ein noch nicht begutachteter Fachartikel hat nun nicht nur untersucht, wie hoch das Thrombose-Risiko bei den anderen Impfstoffen ist, sondern auch bei Covid-19-Erkrankungen an sich.
Die Verfasserinnen und Verfasser des Fachartikels aus Oxford wollten herausfinden, wie häufig Sinusvenenthrombosen bei einer Covid-19-Erkrankung sowie bei Impfungen gegen Sars-CoV-2 vorkommen. Dazu haben sie unter anderem eine sehr große Datenbank von Krankenkassenabrechnungen aus den USA angesehen, die 81 Millionen Patientinnen und Patienten mit unterschiedlichstem Alter und Vorerkrankungen abdeckt.
Heraus kam, dass die Thrombose bei einer Million Covid-19-Fälle 39 Mal aufgetreten ist. Ein seltenes Problem also, allerdings immer noch höher als bei Patientinnen und Patienten ohne Covid-19-Erkrankung, denn da waren im Schnitt nur 0,4 unter einer Million betroffen.
"Wenn man das umrechnet, dann waren das etwa 39 Sinusvenenthrombose-Fälle bei einer Million Covid-Patienten. Das ist also ein eher seltenes Problem, aber bei den restlichen Patienten ohne Covid-19 waren im Schnitt nur 0,4 unter einer Million betroffen."
Grob geschätzt erhöht Covid-19 das Risiko auf eine Thrombose um den Faktor 100, erklärt der Wissenschaftsjournalist Volkart Wildermuth. In ihren Untersuchungen haben die Forschenden aber auch das Risiko auf eine Sinusvenenthrombose nach einer Impfung mit den Impfstoffen Biontech/Pfizer und Moderna untersucht.
Dabei stellte sich heraus, dass das Risiko, eine Thrombose durch eine Covid-19-Erkrankung zu erhalten, zehn Mal höher war als durch die mRNA-Impfstoffe und acht mal höher war als durch den Impfstoff von Astra-Zeneca.
"Unterm Strich scheint klar zu sein: Was diese Sinusvenenthrombosen betrifft, ist die Krankheit Covid-19 das deutlich größere Risiko im Vergleich zur Astra-Zeneca-Impfung."
Thrombose auch bei mRNA-Impfstoffen nicht ausgeschlossen
Allerdings fanden die Forschenden ebenfalls heraus, dass auch die Impfstoffe Biontech/Pfizer und Moderna Sinusvenenthrombosen auslösen können. Klingt nach einer großen Schlagzeile, allerdings muss beachtet werden, dass der Fachartikel erstens noch nicht begutachtet wurde und sich die Aussage zweitens auf zwei Sinusvenenthrombose-Fälle unter rund einer halben Million Impfungen aus den USA stützt, erklärt Volkart Wildermuth.
Da in den USA Astra-Zeneca nicht verwendet wird, haben die Forschenden auf die Daten der europäischen Arzneimittelbehörde zurückgegriffen, was den Vergleich zugleich problematisch macht. So sagt die europäische Arzneimittelbehörde laut des Fachartikels, dass diese speziellen Thrombosen bei fünf von einer Million Fälle auftreten können. Astra-Zeneca habe deshalb immer noch ein vergleichbar höheres Risiko als die mRNA-Impfstoffe.
"Die Daten lassen sich schlecht vergleichen, von daher kann man nicht einfach sagen: Das Risiko ist bei Astra-Zeneca und den mRNA-Impfstoffen in derselben Größenordnung."
Unklar ist allerdings, ob es sich wirklich um das exakt gleiche Krankheitsbild handele. Bei Covid-19 verklumpt das Blut, es kommt zu Blutgerinnseln, die eben auch in manchen Fällen im Gehirn auftreten können. Bei den Nebenwirkungen von Astra-Zeneca scheint ein Autoimmunprozess dazu zu führen, dass eine Thrombose im Gehirn entsteht.
Impfung ist immer die bessere Alternative
Da die Sinusvenenthrombose-Fälle – ausgelöst durch Astra-Zeneca – häufiger bei jungen Menschen auftreten, gibt es die Empfehlung, den Impfstoff nur für die über 60-Jährigen zu nutzen.
Volkart Wildermuth gibt zu bedenken, dass diese besonderen Thrombosen nur eines der vielen Probleme sind, die mit einer Corona-Erkrankung einhergehen. Entscheidend ist also immer der Vergleich: Lasse ich mich impfen und gehe das Risiko einer seltenen Thrombose-Erkrankung ein oder gehe ich das Risiko ein, eine Corona-Erkrankung mit einem möglicherweise schweren Verlauf zu erleiden?
Volkart Wildermuth rät jungen Menschen deshalb, sich möglichst mit einem mRNA-Impfstoff impfen zu lassen. Ist dieser nicht vorrätig, sei auch Astra-Zeneca immer noch die bessere Alternative zu einer Corona-Erkrankung.
"Unterm Strich heißt das: Jüngere sollten eher mRNA-Impfstoffe nutzen. Wenn das nicht geht, ist Astra-Zeneca auch eine gute Alternative bei der der Nutzen das Risiko bei der aktuellen Infektionslage derzeit klar überwiegt."