Masken- und Abstandsregeln werden schrittweise zurückgenommen. Für Menschen, die chronisch krank sind, bedeutet das: Sie müssen jetzt noch vorsichtiger sein. So wie Michelle.
Michelle Schindlmeiers Lunge funktioniert im Vergleich zu einer gesunden Lunge nur noch zu 20 Prozent. Es gibt Tage, an denen sie besser Luft holen kann, an anderen klappt das schlechter. Ihr Sauerstoffgerät trägt sie rund um die Uhr.
In den letzten beiden Jahren während der Pandemie war sie viel zu Hause, um nicht mit zu vielen Menschen in Kontakt zu kommen. Wer Michelle zu Hause besucht hat, hat eine Maske getragen oder einen Schnelltest gemacht, manchmal auch beides. Treffen mit Familienmitgliedern - beispielsweise ihrer Mutter - und Freunden hat die chronisch Lungenkranke nach draußen verlegt, um nicht in geschlossenen Räumen eine Infektion mit dem Coronavirus zu riskieren.
"Corona zu bekommen, ist und war nie eine Option, weil man davon ausgeht, dass das richtig schlimm werden und ich auch auf der Intensivstation enden könnte."
An sich finde sie die Lockerung der Coronamaßnahmen gut, sagt Michelle. Dass man langsam die Regeln lockern müsse, das könne sie schon verstehen, aber es würde Leuten wie ihr, das heißt Menschen, die aufgrund einer Erkrankung zu einer Risikogruppe zählen, zum Nachteil.
"Dafür habe ich gar kein Verständnis, weil es so einfach wäre: Man trägt einfach eine Maske - und fertig."
Für Michelle bedeutet der Abbau der Maßnahmen, dass sie täglich abwägen muss, ob sie an einem jeweiligen Tag zum Beispiel einkaufen geht oder lieber zu Hause bleibt. Ihre größte Sorge ist, dass Menschen, die sich bereits angesteckt haben, dies aber selbst noch nicht wissen und den Virus auf sie übertragen. Der schrittweise Abbau der Abstands- und Maskenregeln bedeutet für Michelle daher, dass sie sich künftig stärker einschränken muss, um sich selbst besser vor einer Ansteckung zu schützen.
"Für meinen Mann gilt: mitgefangen, mitgehangen. Er muss sich leider auch komplett einschränken, aber das war nie ein großes Diskussionsthema."