RnB hat sich in den letzten Jahren neu erfunden. Raus aus der Schmalz-Ecke, hin zu mehr Selbstbewusstsein und Weiblichkeit. Ein regelrechtes Make-Over.
Rhythmus und Blues, kurz RnB, war früher ganz schön schmalzig. Alles lief nach dem Motto "Instant-Romantik". Ein Mann stand vorne und sang einem weiblichen Publikum das, was es hören wollte. Ich bringe Blumen, wir gehen essen, ich bezahle alles - und dann wird Liebe gemacht. Das ist jetzt anders. RnB ist weiblicher und cooler geworden. Die Trendwende begann 2009; allerdings mit einem Mann. Mit The Weeknd.
Sein Sound war irgendwie voller, komplett ausformuliert, und seine Texte erzählten von gewalttätigem, kaltem Sex, von ausufernden Drogenparties. Ein entfremdeter, verzweifelter, von Dämonen gejagter Mann.
"Ein vermeintlich auserzähltes, ausgelutschtes Genre wird neu geboren. Nennen wir es Future RnB."
Der alte RnB war eher langsam und sexy - Schlafzimmerpop eben. Der neue ist seltsam, futuristisch, unberechenbar. Auch die klassischen Elemente eines Liedes wie Strophe, Refrain, Bridge brauchen die neuen Songs nicht mehr. Wie bei Drakes "Hotline Bling". Das basiert auf einem einzigen simplen Sample, das durchläuft.
RnB ist weiblicher geworden
Eine ganze Riege weiblicher Stars überflügelt die Männer, vor allem künstlerisch. Kelela, FKA Twigs, Lion Babe, Alessia Cara - die Persönlichkeiten werden immer differenzierter und individueller. Das Seltsame ist: das Schräge wird gefeiert. Die Frauen inszenieren sich selbstbestimmt, selbstbewusst und modern.
Die Zeiten, in denen Frauen in RnB-Videos als bloße Anhängsel inszeniert werden und dekorativ im Hintergrund herumhüpfen, sind vorbei.
Während die alte RnB-Garde wie Ne-Yo, Trey Songz, Usher noch sehr generisch und austauschbar war, ist der RnB von heute düster, ein bisschen kaputt vielleicht aber auf jeden Fall individuell. Wohltuend wenig Mainstream - wobei... The Weeknds neues Album "Beauty behind the machine" ist in den USA auf Platz eins eingestiegen. Wird er jetzt "normal"? Zum Popstar womöglich? Wir hoffen nicht!